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Sachte pustet Kirishima in seinen heißen Kaffee, hofft ihn dadurch zu einer trinkbaren Temperatur herabsenken zu können. Vorsichtig führt er sich das dunkle Gesöff an die empfindlichen Lippen und nimmt einen kleinen Schluck. Sofort reiß er seine Augen auf, als die brühendheiße Flüssigkeit seine noch empfindlichere Zunge erreicht. Fast hätte er es wieder ausgespuckt, doch erstens will er sich diese Blöße nicht geben und zum anderen würde er seinem Vorgesetzen dann ins Gesicht spucken und daher nimmt er es gerne in Kauf, dass er sich nun seine Zunge verbrannt hat. „Alles in Ordnung, Kirishima?", fragt der junge Todoroki besorgt, da er den schmerzhaften Gesichtsausdruck auf dem Gesicht seines Freundes gesehen hatte. „J-Ja.", hechelt der Rothaarige nur und stellt die Tasse mit dem viel zu heißem Kaffee vorerst beiseite.



Das Telefonat zwischen ihm und seinem Partner Bakugou, wenn er ihn noch so nennen kann, liegt nun schon eine Woche zurück und er hat es keinem seiner Vorgesetzten erzählt. Weder Enji Todoroki noch Aizawa wissen davon. Er hat sich eingeredet, dass dies besser für seinen Freund sei und auch im Sinne der Operation ist. Er blickt zu dem großen Mann neben sich herüber, welcher angestrengt einige Unterlagen studiert. Seitdem Bakugou verschwunden ist hat sich die Kriminalität in den ärmeren Viertel der Stadt deutlich erhöht und droht nun in die eher ruhigeren Gegenden überzuschwappen. Enji ist sich sicher, dass das Dekus Werk ist, das der Boss der Unterwelt so versucht seine Widersacher auszuschalten, doch Kirishima ist sich dessen nicht so sicher.



In all den Berichten, Videoaufzeichnungen und Beweismitteln findet der Rothaarige eine andere Handschrift, als in denen vor über einer Woche. Jeder Verbrecher hat seine eigene Art Dinge zu erledigen und hat daher auch seine eigene Handschrift, seinen Stempel sozusagen, welcher er dem Verbrechen aufdrückt. Bakugou und er hatten, bevor er entführt wurde, etliche Berichte studiert, hatten so viel sie konnten über die Taten seines Dom versucht herauszufinden. Damals war es ihm noch nicht aufgefallen, aber als er die letzten Tage alle Unterlagen zu Gesicht bekam, welche die Todorokis über Deku gesammelt hatten, hat er es gesehen.



Dekus Handschrift.



Kaum ein Verbrechen, welches man ihm zuschreibt, kann man ihm nachweisen. Anfangs dachte Kirishima, dass Deku seinen Gefolgsleuten einfach den Freiraum ließ und sich nicht einmische, damit er außer Gefahr blieb. Doch dem ist nicht so. Deku hat überall seine Finger mit ihm Spiel gehabt, hat immer die Kontrolle und überlässt nichts dem Zufall oder gar der Entscheidungsgewalt seiner Untergebenen. Kirishima hat nur wenige Fälle gefunden, in denen er nicht den Eindruck gehabt hat, dass Deku involviert war. Und die Fälle der letzten Woche passen überhaupt nicht zu der Art des Unterweltbosses, dessen ist die der Rothaarige sicher. Doch wie soll er Enji, dem Leiter dieser Operation und sein Vorgesetzter erklären, dass er sich womöglich irrt?



„Kirishima!", hektisch fährt der Angesprochene hoch und blickt in das ernste Gesicht seines Freundes Shoto. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass noch weitere Ermittler in den Raum gekommen sind und die angesetzte Besprechung schon begonnen hat. „Ja? Was?", stottert er verwirrt. „Ich habe gefragt, was deine Meinung zu dem letzten Raubüberfall von Deku ist.", Shoto steht neben seinem Vater am Kopfende des Tisches, an dem alle anderen sitzen. In Kirishimas Kopf fliegen die Informationen des letzten Berichts hindurch. Dieser Überfall war schlampig ausgeführt, man könnte denken, dass es so gewollt war, was zweifelsfrei Dekus Stempel wäre. Doch er war tatsächlich schlampig ausgeführt! Dieses Verbrechen und auch die meisten Verbrechen der letzten Wochen kann man Deku nicht zuschreiben, denn er hat in keinem dieser Fälle seine Finger im Spiel gehabt. Auf Kirishima hat es den Eindruck, als würde der mächtige Boss nicht nur bedrängt, sondern tatsächlich verdrängt werden. Und das was ihn da vom Thron stoßen möchte, ist grausamer als es Deku je sein könnte.



„Er war es ist.", sagt er schneller, als sein Gehirn seinen Mund vom Sprechen abhalten kann. Allgemeines Schweige setzt ein und im wird die ungeteilte Aufmerksamkeit aller in diesem Raum zuteil. „Scheiße!", flucht er innerlich. Manchmal hasst er sich dafür, dass er schneller spricht, als er manchmal denkt und sich dadurch in unangenehme bis beschissene Situationen bringt. Aber nun hat er es gesagt. In dieser erdrückenden Stimme, kann man regelrecht hören, wie Enji seine Augenbrauen zusammenzieht. Etwas unsicher erhebt sich Kirishima, holt einmal tief Luft und sieht dann dem mächtigen Dom am Ende des Tisches fest in die Augen. „Dieser Raubüberfall wurde nicht in Dekus Auftrag ausgeführt.", wiederholt er deutlicher. „Erklär das!", Enjis harte Stimme erschreckt den Rothaarigen ein wenig, aber er ist erleichtert, dass er seine Erkenntnis zumindest erläutern darf.



„Deku wird aus seiner eigenen Organisation heraus berängt, das wissen wir spätestens nachdem deutlichen Anschlag auf ihn.", ein zustimmendes Nicken seitens Shoto. „Doch wer ihn bedrängt wissen wir nicht und gingen davon aus, dass es übermütige Neulinge in dem Metier sind. Niemand hat sich je offen gegen Deku gestellt und das wird dieser jemand auch nicht tun, da er Deku genauso im Geheimen stürzen möchte, wie Deku damals die Unterwelt unter die Kontrolle gebracht hatte.", an Shotos Gesichtsausdruck kann Kirishima sehen, dass dieser von ihm überrascht ist. Als Partner von Katsuki Bakugou hat sich Kirishima immer in dessen Schatten aufgehalten, hat es nie geschafft aus diesem herauszutreten, wollte es auch nie. Aber das heißt nicht, dass er ein unfähiger oder schlechter Polizist ist. „Diese schlampig ausgeführten Verbrechen der letzten Woche, welche auf dem ersten Blick genau in Dekus Art fallen, sind schlechte Kopien.", er klappt eine Mappe auf, holt einige Fotos von dem letzten Tatort heraus.



„Hier und hier, nette Idee, aber Deku würde es anders machen.", er deutet auf einen Zigarettenstummel und einen verwischten Fingerabdruck auf einem Stück Glas. „Der Täter wurde noch nicht geschnappt und das ist in dieser Gegend nicht die Art von Deku. Er hätte den Dieb schnappen lassen, damit er ihn zur Bewährung rausholen könnte und einige Wochen später mit besseren Informationen erneuert einbrechen kann.", Kirishima spielt auf einige Fälle an, in denen wirklich innerhalb weniger Wochen zweimal eingebrochen wurde.



„Und es gibt nur wenige, welche Deku so nahe sind, dass sie ihn nahezu perfekt kopieren können.", langsam sickert die Erkenntnis zu Enji durch und ihm wird klar, auf wen den der junge Polizist hinaus möchte. Hektisch dreht er sich um und schaut auf eine Tafel, auf welcher die Hierarchie von Dekus Organisation abgebildet ist. Sein Blick fällt auf eine Person, direkt unter einem Bild mit Midoriyas Gesicht. „Shigaraki Tomura.", spricht er den Namen unter dem Bild einer Person mit grauen Haaren aus. „Und Dabi.", fügt Kirishima hinzu, sehr zum Unmut der beiden anwesenden Todorokis. „Wenn diese beiden es schaffen sollten Deku zu stürzen und wir sie nicht vorher aufhalten, dann droht dieser Stadt mehr Unheil, als es durch den jetzigen Unterweltboss je erfahren hatte."


Rape me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt