#iamjake

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Kapitel 2

Trübsal brachte mich nicht weiter, deshalb zog ich mir meine Turnschuhe an und ging joggen. Eine große Runde um die weitläufigen Wiesen. Das machte ich jeden Morgen. Mir war es sehr wichtig körperlich fit zu bleiben. Bei einem Job, den man fast vollständig am Computer im Sitzen verbrachte, brauchte man einen Ausgleich. Natürlich war auch die Arbeit auf der Farm nicht ohne, aber da das meiste von Personal ausgeführt wurde, hielt es sich für mich in Grenzen.

Ich besaß ein kleines Gestüt, auf dem Kindern aus schlechten Verhältnissen der Umgang mit den Tieren nahegebracht wurde. Natürlich hatten wir auch normale Reitschüler und Pensionspferde, ansonsten würden mich die Kosten auffressen, aber nur die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen lag mir wirklich am Herzen. Das Ganze war mehr ein Hobby, aber für jeden, der mich hier kannte, mein Hauptverdienst. Früher wurden hier Pferde gezüchtet, die Farm gehörte meinen Eltern, aber nachdem mein Vater an Krebs gestorben war, übernahm ich den Familienbetrieb.

In einer Woche würde wieder eine Gruppe ankommen und es gab noch viel Arbeit zur Vorbereitung. Die Zimmer mussten hergerichtet werden, für die Zeit gab es mehr Personal und wenn ich ehrlich war, freute ich mich auf die Ablenkung. Dazu kam noch, dass mein Abgabetermin für meinen nächsten Roman näher rückte. Durch die Duskwood-Geschichte war ich ziemlich in Verzug geraten.

Ich hatte tatsächlich für die Suche nach Hannah mein Leben ziemlich schleifen lassen und musste dies nun wieder richten.

Wieder zurück in meinem Haus, ging ich erneut duschen und wollte mich danach an die Arbeit machen, als es an der Tür klingelte.

«Hey, Mayla, ich hab Post für dich», begrüßte mich Tom. Er war unser einziger Postbote und kam ein Mal die Woche zu mir raus, um mir meine Post zu bringen. Er überreichte mir einen dicken Stapel an Briefen.

«Danke dir, wie geht es Sarah?» Sarah war seine Frau und hochschwanger, eigentlich längst überfällig und Tom war schon letzte Woche sehr nervös gewesen, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich mich ehrlicherweise wenig mit seinen Sorgen beschäftigt, was mir im nachhinein unheimlich leidtat.

«Sie schlägt sich wacker, aber der Arzt gibt dem Baby nur noch wenige Tage, dann muss sie in die Klinik und sie holen es.»

Ich legte ihm aufmunternd einen Arm auf die Schulter. «Die beiden werden das schon machen, da bin ich mir sicher. Grüß sie ganz lieb von mir.» Ich lächelte ihn an und er verabschiedete sich. Im letzten Moment drehte er sich doch noch mal um.

«Du solltest dich mal wieder in der Stadt blicken lassen, Ben hat sich schon oft nach dir erkundigt. Du scheinst ihm ja ziemlich den Kopf verdreht zu haben. Seit ihr zusammen von der Party verschwunden seid, redet er von nichts anderem mehr.»

Damit ließ er mich mit einem hochroten Kopf stehen. Das hatte ich völlig verdrängt. Ehrlicherweise wusste ich auch nicht mehr viel über den Abend oder die Nacht? Nur, dass ich am nächsten Morgen nicht alleine aufgewacht war. Der Mangel an Bekleidung war wohl ein weiteres Indiz dafür, was passiert war. Schöne Scheiße. Wenn Ben sich nun Hoffnungen machte? Ich beschloss, mich noch ein bisschen länger aus der Stadt fernzuhalten, nur um sicherzugehen. Ich konnte einen der Jungs schicken, um für mich einkaufen zu gehen.

Ich sah mir die Post an und blieb an der Zeitung hängen, die ich abonniert hatte. Direkt auf dem Titelbild war ein großer Artikel über das Unglück in der Mine von Duskwood. Mein Verstand riet mir dazu, sie einfach in den Müll zu schmeißen, aber ich konnte es einfach nicht.

Unglück in Duskwood – vermisste Hannah Danfort nach Wochen endlich gefunden

Darunter ein Bild von Hannah, in eine Decke gehüllt, umgeben von Polizei und Sanitätern.

Duskwood - Never look backWhere stories live. Discover now