„Und anhand deiner Reaktion nehme ich an, dass du es nicht gewohnt bist, dass man sich entschuldigt oder dir hilft"
Ich nahm das dritte Glas Wasser entgegen, das er mir reichte. aber war zu beschäftigt damit ihn anzusehen, als es zu trinken.
Zögerlich gestand ich: „Ja. Man hat in mir mehr eine Waffe gesehen, als einen Menschen."
Betreten sah der Prinz zu Boden.
„Und ich habe dich zu einem weiteren Krieg aufgefordert."

Als ich nichts sagte, sah er wieder auf.
„Ich hatte Zeit darüber nachzudenken, wie ich das Erfahrene mit der Nemesis in Einklang bringe, die ich kennen gelernt habe."
Ich ließ seine Augen nicht los.
„Und zu welchem Schluss bist du bekommen?"

Sein sanftes Lächeln berührte mich ebenso wie das Glas Wasser, das ich in der Hand hielt.
„Dass wir Freunde sind. Und ich dich nicht daran hindern werde zu gehen, wohl aber mich freuen werde, sollten wir uns wieder sehen."

Wie auch auf dem Fest umgeben von Orange und Rot der Laternen, hielt er mir die Hand hin.
Nur diesmal zögerte ich nicht sie zu nehmen. Das Gefühl von Haut auf Haut war mir zwar unangenehm, aber diesmal war es leichter die Erinnerungen zu verdrängen und in der Gegenwart zu bleiben.

Sein Lächeln wurde kaum merklich breiter, ehe er schluckte und wieder ernst wurde.
„Ich werde nie nachvollziehen können, was du durchgemacht hast. Du musst es mir auch nicht erzählen. Zwar bin ich trotzdem nicht einverstanden, dass du mordest, aber ich verurteile dich nicht- oder arbeite daran, es nicht zu tun."
Ich nickte knapp und zog meine Hand wieder zurück. Erneut fehlten mir meine Handschuhe und in Mangel eines Ersatzes, grub ich meine Handfläche in die Decke und trank mein Glas Wasser.

Drystan lehnte sich auf seinen Stuhl zurück, eine Hand locker im Schoß, die andere auf die Lehne gestützt.
„Hast du mit deinem Vater gesprochen?", fragte ich.
Der Prinz schüttelte den Kopf. „Besser, du bist auch dabei."
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ich glaube er ist nicht so gut auf mich zu sprechen. Schließlich habe ich seine Soldaten getötet."
Drystans zuckte kaum merklich zusammen, stimmte mir aber zu. „Trotzdem."

Nun, mir war es egal. Ich scherte mich nicht darum, was Drystans Vater oder irgendein anderer König von mir dachte.

Im Aufstehen, nahm Drystan mir das leere Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch.
„Am besten du isst jetzt erstmal was. Ich lasse etwas auf deine Gemächer bringen."
Er wartete, bis ich genickt hatte, dann wandte er sich zum gehen.

Er war bereits bei der Tür, da fasste ich einen spontanen Entschluss und stand vom Bett auf.
„Warte!"
Überrascht hielt er beim Öffnen der Tür inne und wandte sich halb um.
„Ja?"
Ich sah zur Seite. „Willst du mit mir essen?"

Drystan starrte mich eine Sekunde an, ehe er nickte.
„Gerne."
Es wirkte als hatte er noch etwas sagen wollen, aber er überlegte es sich anders.
„Du solltest ein Bad nehmen", schlug er vor, „Da klebt noch Blut an dir."

Ich sah an mir runter. Anscheinend trug ich noch immer den verhassten roten Rock und Oberteil, den ich immer für Allstairs Tänze hatte anziehen müssen. Trotzdem war ich froh, das niemand Hand an mich gelegt hatte, um mich umzuziehen.
„Ist vielleicht besser", stimmte ich ihm zu.
„Ich komme dann gleich mit dem Essen zurück und warte auf dich."

Er verließ mein Zimmer und ich wandte mich seufzend dem Bad zu. Während ich das Wasser einließ, bereitete ich mich mental vor und zog mich schnell aus. 
Mir aufeinander gebissenen Zähnen, zwang ich mich ins Wasser.

~•~

Drystan
Das Essen stand mit einem Tablett auf ihrem Schreibtisch, den ich in die Mitte gezogen hatte, während ich im Raum auf und ab tigerte. Durch die geschlosse Badetür konnte ich das Geräusch von Wasser vernehmen. Nemesis war also noch dabei sich zu waschen.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now