Kapitel 34 - Der König und sein Königreich

8.7K 509 17
                                    

Kapitel 34 - Der König und sein Königreich

Ich lief in das Zimmer und wusste nicht was ich zuerst machen sollte, schlafen oder baden? Augenblicklich nachdem ich einen Fuß in den Raum gesetzt habe knallt die Tür hinter mir zu und ein Schlüssel wurde umgedreht. Voller freude wieder ein Bett vor Gesicht zu haben werfe ich mich hinein und frage mich ob ich für den rest meines lebens, als eine gefangene behandelt werden würde. Schließlich hatte ich eingewilligt den Mann zu heiraten, dessen Herz dunkler als die Nacht selbst war. Er hat veranlasst einen unschuldigen alten Mann zu töten! Auch noch jemand aus seiner eigenen Familie! Aber was redete ich da. Für Richard bedeutete das Wort Familie einen dreck. Er hat ja auch vor seine beiden Cousins zu töten. Ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Ich kann von glück reden, dass ich zu wichtig bin, als das er mich einfach so umbringen könnte. Aber das wird sich bald ändern, wenn er bemerkt, dass ich nachdem Johnson frei und gesund ist nicht mehr Kooperieren werde. Ich war zu müde um nocheinmal aus diesem wunderschönen und dazu viel zu bequemen Bett aufzustehen, welches mich praktisch fesselte. Es war weich und Kuschelig, wie sehr ich ein solches Bett vermisst hatte. Ich seufzte aber ich musste mich trotzdem überwinden ins Bad zu laufen, das gut beleuchtet war, zu meinem bedauern jedoch kein Fenster hatte. Mir fiel gerade ein das ich mich noch immer in einem Versteck aufhielt und eine gefangene bin. Ich würde mich hier nie wohlfühlen, jedoch tat ich es für Johnson und für ihn würde ich alles machen. Ich tapste ins Bad nahm die frische Kleidung und drehte das Wasser für die Wanne auf. Das laufende Wasser beruhigte mich etwas und nach ein paar Minuten stieg ich in die halb volle Badewanne. Seufzend lehnte ich mich zurück und genoss die Wärme des Wassers auf meiner Haut. Meine Verkrampften Muskeln fingen sich an langsam zu entspannen. Ich schloss die Augen, schlief aber nicht ein. Ich kann Johnson nicht sterben lassen. Ich kann nur hoffen das er wieder gesund wird und mich vielleicht hier heraus holt mit Phillip. Phillip... was er wohl jetzt gerade macht? Ob er sich Sorgen macht? Sobald ich ausgeschlafen habe muss ich versuchen eine Verbindung herzustellen. Was tu ich nur? Nachdem Johnson gerettet und in sicherheit ist muss ich versuchen abzuhauen. Ich seufzte.

Nach 30 Minuten legte ich mich wieder in das Bett. Die frischen Klamotten waren... etwas naja zu klein aber ansonsten passte es. Um ehrlich zu sein störte es mich, dass es nirgends Fenster gab. Ich wusste nicht wie viele Tage seit dem Angriff vergangen waren. Generell hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Wenn ich doch nur ein Fenster hätte und wüsste ob es draußen hell oder tiefste Nacht wäre.

Ich war so unendlich müde das ich sofort einschlief.

Als ich die Augen öffnete blickte ich in wunderschöne grüne Augen die ich mehr als vermisst hatte. Erst jetzt fiel mir auf wie sehr. Er kam immer näher bis sein Gesicht kurz vor meinem inne hielt. Ich konnte sein süßen Atem auf meiner Haut spüren, welcher mich leicht kitzelte. Und dann trafen seine beinahe perfekten vollen Lippen auf meine. Sie waren weich und doch fest und passten perfekt auf meine. Ich wollte das dieser Kuss niemals endete doch genau das tat er und zu meinem bedauern viel zu schnell. Erst jetzt bemerkte ich auch das sich jemand räusperte. Ich drehte mich um und sah in das geschockte und zugleich verletzte Gesicht von Johnson. Ich sah abwechselnd von einem Zwilling zum anderen, wie soll ich mich denn jemals entscheiden, wenn sie mir keine chance gaben herauszufinden was ich eigentlich wollte?! Wieso muss immer jemand dazwischen gehen? Wie soll ich mich da jemals entscheiden können?

Plötzlich wurde ich geschüttelt. In meinem Zimmer war es viel zu grell und meine Augen mussten sich erst daran gewöhnen. Victor stand nun vor mir. "Endlich du bist wach. Alle warten unten auf dich, um zu Frühstücken, also beeil dich." meckerte er mich an und ging. Ich war noch gar nicht richtig wach stand aber auf und duschte erstmal. Als ich damit fertig war zog ich die gleichen Sachen nochmal an und Föhnte meine Haare trocken. Anschließend lief ich die Treppe runter und suchte nach dem Frühstücksraum. Ich entschied den linken Gang auszuprobieren und durch eine größere Tür zu gehen, die gleich am Ende des Ganges zu sehen war. Zum Glück war dies auch die richtige Tür. Als ich sie Öffnete hielt jeder in seiner Bewegung inne, manche griffen gerade nach einem Brötchen, andere erzählten und verstummten sofort. Ich lief rot an. Ich mochte es nicht wenn mich so viele Leute ansahen, dann wusste ich nicht wo ich hinschauen sollte und so schaute ich mich in dem großen Prunkvollen Saal um. Das Wort schlicht kannten sie wohl hier nicht. An den Wänden hingen viele Gemälde teils von essen oder auch Leute, einer dieser Männer kam mir bekannt vo:r es war Leon Johnsons Großvater. Was für eine Ironie, dass sie ihn hier Ehrenvoll aufhingen und dabei hinterhältig ermordet haben. Über dem mehr als großen Tisch, der nebenbei mindestens Platz für bestimmt 400 Leute bot hingen genau drei verdammt große Kronleuchter. "Setz dich doch zu mir." hörte ich Richards stimme die mich zu ihm Aufsehen ließ. Er saß am anderen Kopfende des Tisches. Noch immer war es still. Keiner wagte es auch nur zu Husten. Ich wollte mich nicht neben ihn setzen, aber was für eine andere Wahl hatte ich denn? Ich musste das tun was er wollte und außerdem war nirgendwo ein freier Platz in Sicht. Ich seufzte also und setzte mich an das Kopfende zu Richard. Es war erstaunlich. Er regierte hier, wie ein König im Mittelalter. Sein triumphierendes lächeln ließ mir den Appetit vergehen. Dennoch hatte er erkannt, wie unangenehm es mir war, dass mich alle anstarrten und so befiehl er das sie weiter essen sollten. Ich machte es ihnen nach und griff nach einem Brötchen, welches Richard mir fürsorglich hinhielt. Eigentlich ging es mir gegen den Strich etwas von ihm anzunehmen, aber ich musste seit Tagen nichts mehr gegessen haben! Irgendwann flüsterte mir Richard ins Ohr, dass wir Trainieren gehen wollten und alle gespannt darauf seien meine Fähigkeiten zu sehen. Ich schreckte zusammen weil ich es nicht gewohnt war Richard so nahe zu sein ohne das er mir etwas böses wollte. Ich sah ihn immer noch als meinen Feind an und meine Instinkte zu beherrschen ihn nicht zu zerfleischen und ihn bereuen zu lassen was er mit Johnson getan hatte war nicht leicht. Sanft strich er mir über die Wange und spielte mit einen meiner Haarsträhnen. Ließ sie sanft zwischen Zeigefinger und Mittelfinger gleiten. Ich schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. "Lass das." flüsterte ich. Es erinnerte mich daran, wie Johnson es immer bei mir getan hat. Wegen ihm waren wir geflohen... " Na na sei doch nicht so. Fordere mich nicht heraus. Wenn du es nicht auf die sanfte Tour haben willst kannst du mich gerne auch anders erleben." Er strich mit einem Finger meinen Hals herab und zu meiner Narbe. "Hm da sieht man ja wohin dich deine freche Klappe führt." er lachte Höhnisch. So ein idiot. Doch ich möchte ihn nicht noch mehr reizen und aß den Rest meines Brötchens schnell auf. Er erhob sich gleichzeitig mit mir. Beinahe alle waren schon vorgegangen und der Saal leerte sich allmählich.

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt