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Kapitel 15 :

“So komm.”
Der Mann zog Ben hoch, führte ihn in das große Badezimmer des Hauses.
“Sobald du fertig gewaschen bist, können wir runter etwas essen gehen. Ich suche dir jetzt erstmal etwas zum Anziehen raus.
“Setz dich so lange mal dahin,” er zeigte auf den Rand der Badewanne und drückte den jüngeren vorsichtig darauf, ehe er durch die Tür aus dem Raum ging.

Ben schaute sich um.
Alles in diesem Badezimmer war in rot gehalten. Der Duschvorhang, die Seife, sogar die Tapete hatte einen leichten magentastich.
Er schaute auf, als der ältere das bad betrat und einen Stapel Klamotten auf den Toilettendeckel legte.  Der Mann strich dem jüngeren über die Wange, hinunter zu seinem Oberkörper und packte den Saum von Bens T-Shirt. Langsam zog er ihm dieses über den Kopf, warf es in den Wäschekorb.
Er lächelte.

Als das Wasser die Wanne bereits zu zwei drittel gefüllt hatte, setzte er den jungen Polizisten herein, griff zum Duschbad und kippte sich einen kleinen Klecks auf die Hand. Mit vorsichtigen kreisenden Bewegungen vertrieb er die schäumende Substanz auf Bens ganzen Körper.
“Du riechst gut,” er küsste den jungen Mann und biss ihm ins Ohr.
“Nicht…” der Polizist schüttelte leicht den Kopf, schaute den älteren an.

“Guck her, deine Anziehsachen. Jogginghose und ein flauschiger Pulli…könnte allerdings etwas zu groß sein…bist ja doch ein bisschen dünner als ich, nicht?” Er knotete Ben die Hose zu, grinste ihn an, nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm in die Küche.

“Da seid ihr ja endlich, los setzt euch bevor das Essen kalt wird.”
Eine bereits ältere Frau zeigte auf den gedeckten Tisch. Lächelnd guckte sie den jungen Mann an:”Ich hoffe du magst Spagehtti?”
Ben nickte leicht, beobachtete den jungen Mann, wie dieser begann die Nudeln auf eine Gabel zu rollen.
“Nun iss schon - mein Junge.”
Der junge Mann nahm seine Gabel,drehte sich eine Nudel darauf und steckte sich diese Vorsichtig in den Mund.
“Und? Ist gut, nicht wahr?Ist nach dem Rezept meiner Uroma. Leckere selbstgemachte Pasta.”
“Na komm, iss doch etwas mehr- nicht so zögerlich,” der Mann nahm dem jüngeren das Besteck ab, wickelte einen Berg Nudeln darauf und hielt es Ben vor dem Mund.
“Ich, ich hab eigentlich gar nicht so wirklich hunger.” Ben senkte seinen Blick gen Tisch. Er hörte das seufzende Atmen des älteren.
“Willst du also widersprechen?Möchtest du etwa, dass ich dich bestrafen muss?!” Die Stimme des Mannes zitterte, seine flache Hand schlug auf den Tisch, sodass Ben zusammen zuckte.
“Mensch- Maximilian, jetzt lass ihn doch mal. Hmm, wenn er keinen Hunger hat dann hat er eben keinen Hunger.” die Frau streichelte dem Polizisten leicht über den Oberarm. Sie hielt ihm die Ohren zu und blickte vorwurfsvoll zu ihrem besten Freund herüber : “Du merkst es aber auch nicht.”
“Was?” fragend schob er sich Bens volle Gabel in den Mund.
“Was hast du mit denn mit dem Jungen gemacht? Der ist doch völlig eingeschüchtert, der arme.”
“Ach was…das ist meine autoritäre Erziehung. Er ist gehorsam- aus Respekt und aus L…”
“aus Angst!”
“Quatsch. Aus Liebe. Wir sind füreinander bestimmt. Ich habe ihn gezähmt. Ihm die Unschuld genommen. Er hat es genossen.”
“Genosse?- Deshalb hat er auch die Narben am Körper, nicht? Ich habe sie gesehen!”
“Thilde, rede doch nicht so. Du hast doch gar keine Ahnung von der wahren Liebe.”
Thilde brummte sauer.

Das Stockholm- Syndrom beschreibt eine von Gefangenen positiv entwickelte Bindung zu ihren Peinigern. Die Betroffenen leben in erzwungener Abhängigkeit und interpretieren kleine Gesten als Freundlichkeit ,sei es Verpflegung oder die Erlaubnis auf Toilette gehen zu dürfen. Sie sehen dies als gute Behandlung.
Das Stockholm-Syndrom ist eine Abwehrreaktion, die das eigene Leben schützen soll, dabei entwickeln die Beteiligten oftmals eine Abwehrhaltung gegenüber der Polizei.

Normalerweise verschwindet dieses ´Syndrom´ein paar Tage oder Wochen nach der Entführung wieder. Manchmal dauert es noch länger.

“Er mag vielleicht abhängig von dir sein, aber du bist es genauso von ihm. Dein ´Eigenbedarf´hat sich mittlerweile in einen wahrhaftigen Daddy Kink verwandelt.”
“Was? Das ist nicht wahr. Du hast doch…”
“Ich habe Augen im Kopf.Ich sehe deine Blicke, deine Zärtlichkeit ihm gegenüber. Glaubst du ich bin blöd? Ich merke doch, dass er dir etwas bedeutet.”
“Pff…”, der Mann schnalzte mit der Zunge, “Ich empfinde nichts für ihn!”
“Was ist denn so schlimm daran, seine Gefühle zuzugeben?!”
“Ich bin über leichen gegangen, ich fühle nichts- für niemanden. Das hier ist rein geschäftlich.”
Thilde zog skeptisch eine AUgenbraue hoch, nahm ihre Hände von Bens Ohren.
“Da musst du gar nicht so skeptisch gucken, Thilde, ich zeige dir, dass da nichts ist.” Er stand auf, sodass sein Stuhl nach hinten fiel, stapfte auf den jungen Mann zu und zog ihn hoch, was dazu fühlte, dass dieser leise wimmerte.
“Ich beweise es dir Thilde, ich beweise es dir.”
Mit diesen Worten holte er aus und scheuerte dem Polizisten seine flache Hand ins Gesicht. Dieser sakte wie ein Stein zu Boden und starrte den Mann aus großen , feuchten Augen an.

Eine Träne rollte über Bens blasse Wange.

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt