2. Kapitel - Allein

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Als der Wagen hielt kam ein Mann und trug meinen Gitterkasten in ein Haus. Dort setzte er mich in einem Käfig ab. Den Gitterkasten nahm er wieder mit. Ich sah mich in der Zelle um. Ich war allein. Und weit und breit niemand Anders, zumindest keine Katzen. Traurig rollte ich mich auf dem kalten Steinboden zusammen. Ich dachte nach. Wo war ich hier? Ich wusste es nicht. Traurig begann ich das Futter zu fressen, dass mit gebracht wurde. Ich hatte alles verloren. Meine Familie. Ich war nicht nur weit weg von ihr, sie vermissten mich auch nicht. Ich war ein Verstoßener, ein Verstoßener, von dem niemand mehr etwas wissen wollte. Ich glaube nicht, dass Lun und Tau mich vermissen, und Hesc erst recht nicht. Sie waren jetzt nicht allein. Sie hatten zwar keine Mutter mehr, aber sie gehörten immernoch zusammen. Und sie hatten einander. Auf mich traf nichts davon zu. Ich blieb lange im Tierheim. Aber ich wollte nicht aufgeben. Auf keinen Fall. Ich versuchte, aus dem Gitterfenster des Käfigs auszusteigen, aber ich schaffte es nicht. Es war eben vergittert. Ich versuchte jedes Mal, wenn die Menschen kamen, auszubrechen, aber sie hielten mich immer wieder zurück. Eines Tages, als sich wieder die Käfigtür öffnete, brach ich nicht aus. Ich war zu überrascht, von dem was da passierte: Der Mann setzte eine Kätzin zu mir! Sie war dreifarbig, wie eine Glückskatze. Sie war eine Glückskatze. "Hallo", maunzte sie, mit einer fabelhaften zarten Stimme,"ich bin Maju" "Hallo", miaute ich,"ich bin Wind" Ich wünschte mir für diesen Moment, irgendeinen coolen, schönen oder wenigsten spektakulären Namen zu haben, aber nein, ich hieß Wind. Einfach nur Wind. "Schön dich kennenzulernen, Wind", maunzte Maju. "Gleichfalls", stotterte ich. Sie blieb einige Zeit bei mir. Wir bekamen sogar Junge, vier Stück: Eine graue Kätzin namens Sturmflocke,  einen Glückskater namens Yutaka, eine weiße Kätzin namens Yuki, und eine graue Glückskätzin namens Yumi. Alles war so gut! Aber dann wurden wir zerrissen: Eine junge Familie kam und nahm Maju, Yutaka, Sturmflocke, Yumi und Yuki. Nur mich ließen sie zurück. "Ich werde dich nie vergessen, Wind", versprach Maju mit Tränen in den Augen. "Ich dich auch nicht", verabschiedete ich mich traurig von Maju. Dann war ich wieder allein. Womöglich für immer.

Minka, die 𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟𝑒 Katze - Wind's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt