«Wenn da einer von uns beiden was am eigenen Körper auszusetzen hat, dann ich, Micina. Du keineswegs. An mir ist alles kaputt und vernarbt.» Ich konnte nur meinen Kopf schütteln und wollte meine Hände unter sein Shirt nach oben auf seine Brust schieben, weil sie dort am liebsten waren und es irgendwie einfach etwas mit Dario machte, was mich erleichterte. Er sah dann entspannter aus. So, als würde er sich sicherer und beschützt fühlen.

Doch mein Plan wurde von Giacomo zerstört, als er beinahe in uns reinlief, weil er Dario suchte, da dieser was an die Nasensonde gehängt bekommen sollte.

Und ich ging stark davon aus, dass Giacomo ein sehr lockerer und gechillter Vater war, doch so eigenartig und eng, wie Dario und ich dastanden... Da war ein Gespräch doch schon vorprogrammiert. Obwohl, er hatte uns doch auch heute früh zusammen gesehen und nichts Weiteres beizutragen gehabt. Aber jetzt... Ich denke, er hatte etwas zu sagen. Auch, wenn nur ungern.

«Ihr zwei...» Er seufzte und rieb sich den Nacken. Wohl war es ihm keineswegs. «Hört. Ich vertraue euch beiden, dass ihr nichts Dummes macht, aber ich bin halt trotzdem dazu verpflichtet, es euch nochmals offiziell zu sagen. Vor allem auch, weil dein Vater dich mir anvertraut und dich hier übernachten lässt, obwohl das ja gar nicht abgemacht war. Also bitte, ihr zwei. Nicht in diesem Haushalt.» Darios Hände fielen von meiner Haut und er schritt etwas von mir weg. Auch ich lief rot an und zog mein hochgeschobenes Shirt wieder über meinen Bauch, dessen Kribbeln von Giacomos Blick gedrosselt wurde. «Also- Wir hatten nicht vor-», fing ich an, doch Giacomo winkte ab.

«Das glaube ich euch, aber ich denke, ich muss es einfach einmal gesagt haben. Tut mir leid, falls ich euch so bloßgestellt habe. Aber nun, da ihr es wisst, kann ich euch wieder allein lassen. Hängst du den an?» Er wollte mir Darios Abendessen übergeben, doch der Grünäugige funkte dazwischen. «Kann ich selbst.» «Okay, na dann. Ich sag euch schon mal gute Nacht. Schlaft gut.»

Ich lächelte Giacomo noch hinterher und als sich mein Blick mit Darios traf, wurde mir beinahe schlecht. Er wirkte in sich zusammengefallen und verloren. Seine Augen sagten Entschuldigung. Aber wofür? «Was?» Er wollte zuerst den Kopf schütteln und abwinken, doch irgendwie erwischte ihn doch eine Prise Mut, was er im Moment wohl brauchte. Keine Ahnung, weshalb. «Es ist nur- Er und seine Ansage haben mich gerade an was erinnert.»

Wieder einmal, so wie immer, wenn er sich komisch und unsicher fühlte, rieb er sich übers Gesicht und schluckte schwer. «Ich-» Sein Abendessen neben den Kühlschrank legend, seufzte er laut und gestresst. «Willst du mit mir schlafen?» Huh? Also...

Dario bemerkte, wie stutzig mich seine Frage machte, weshalb er schnell eine Erklärung auf seine plötzliche und dumpfe Frage hinterherschob. «Also nicht jetzt. Ich meine, irgendwann mal.... Weil, weißt du, ich denke-» Wieder ein Reiben übers Gesicht und er kam auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen. «Ich weiß nicht, ob ich das kann. Nicht nüchtern. Es ist zu schlimm.»

Meine Glühbirne begann langsam zu leuchten. Noès Hirn war nun auch endlich angekommen. «Das hat doch gar keine Eile. Das Thema ist wahrscheinlich nicht mal in den Top-Zehn meiner Dinge, die ich mit dir erleben möchte.»

Aber was? Nicht nüchtern? Was meinte er damit? Konnte ich ihn jetzt einfach darauf ansprechen? «Aber was hat das mit Nüchtern-Sein zu tun?» Er zuckte nervös mit den Schultern. «Ich suche normalerweise keine Nähe zu anderen. Nur, wenn ich dicht bin. Ansonsten macht es mir irgendwie Angst.» Aber er küsste mich doch auch jetzt ab und zu... «Angst im Sinne- Ach, keine Ahnung. Ich kann's nicht erklären. Ist voll komisch.»

«Heißt das, wenn du mich küsst, ist es schlimm für dich?» Ich wollte sowas wissen, denn ich wollte ihn nicht verletzten oder quälen. «Nein, nicht mehr. Du gibst mir das Gefühl, sicher zu sein. Aber, weißt du noch ganz am Anfang? Ich wollte nicht. Ich hatte Angst, benutzt und verletzt zu werden. Aber wenn ich Intus habe, überspringe ich diese Hürde und denke nicht nach. Keine Ahnung, wieso das so ist. Und-»

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