Chapter 15

15 0 0
                                    

Wie sich herausstellte hatten die Zeugen der beiden Angriffe mehrere Gestalten ähnlich der Vorstellung des Teufels gesehen. Nur das diese Gestalten dazu noch Kuhglocken, verzerrte Holzmasken, Rossschweife und Birkenruten trugen und ihre Opfer mehr oder weniger eingesogen hatten und dann einfach verschwunden waren. Die Polizei dachte natürlich, dass die Zeugen unter Schock standen und dadurch allesamt verrückt geworden waren oder dass das alles nur ein übler Streich war und die Opfer ( allesamt Diebe und Verbrecher mit alles andere als sauberen Strafakten) einfach nur abgehauen und untergetaucht waren. Mal wieder typisch für die Polizei.

„Sicher, dass es mehrere Gestalten waren?", fragte Dean, die Augen auf die Straße gerichtet.

Cas nickte. „Ganz sicher."

„Warum? Macht das einen Unterschied?" ,erkundigte ich mich interessiert.

„Ja.", mischte sich Sam ein. „Wenn es einer gewesen wäre, wäre es ein Knecht Ruprecht, aber mehrere sind Krampusse. Sie jagen in Gruppen, was sie noch gefährlicher macht."

„Sicher, dass ihr von Krampussen redet? Oder von Knecht Ruprecht? Dem Bruder des Nikolaus? Das erscheint mir doch schon etwas arg weit hergeholt.", scherzte ich sarkastisch.

„Nein.", sagte Dean erneut. „Sammy liegt schon richtig. Krampusse und Knecht Ruprecht gibt es wirklich, aber entgegen gängiger Erzählungen ist er nicht der Bruder des Nikolaus. Das ist ein Mythos, der sich verbreitet hat, da sowohl Knecht Ruprechte als auch Krampusse nur in den Tagen vom 1. Dezember bis zum Nikolaustag jagen. Danach verfallen sie in eine Art Verdauungsschaf bis zum nächsten Jahr."

„Ok...", meinte ich überwältigt von diesem neuen irritierenden Wissen.

Ich wandte mich an Sam, da er normalerweise das lebendige Wikipedia der beiden war und weil das wahrscheinlich der einzige Weg war ihn dazu zu bringen mit mir zu reden.

„Also... Was muss ich über diese Krampusse oder Knecht Ruprechte wissen?"

Ich hob fragend die Augenbrauen. Sam wollte gerade zu einer Antwort ansetzten als Cas sich zu Wort meldete.

„Ich muss in den Himmel.", meinte er kurz angebunden und ehe jemand etwas darauf erwidern konnte, war der Platz neben mir leer.

Ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder an Sam, der nun mit seinen Ausführungen begann als wäre nichts passiert.

„Sowohl Knecht Ruprechte als auch Krampusse sind Gestalten des Adventsbrauchtums, die Ähnlichkeit mit der menschlichen Vorstellung vom Teufel und mythischen Tiergestalten haben. Beide Arten sind an mitgeführten Kuhglocken, Holzmasken, Rossschwänzen und Birkenruten zu erkennen. Auch in der Art ihrer Nahrung unterscheiden sie sich nicht groß, da sie beide unartige Kinder verschlingen, wobei ein Krampus sie allerdings einsaugt, während ein Knecht Ruprecht sie stückchenweise verspeist und sie daher erst entführt. Krampusse jagen im Gegensatz zu Knecht Ruprechten in Rudeln, während Knecht Ruprechte allein ein großes Jagdgebiet für sich beanspruchen, was auch einer der Gründe ist, dass nahezu alle Länder einen Knecht Ruprecht haben. Naja, und was das Töten angeht, weiß man, dass Knecht Ruprechte durch ein Messer getaucht in das Blut eines artigen Kindes getötet werden können, aber es ist nicht bekannt was einen Krampus tötet. Mit diesem in Blut getauchten Messer jedenfalls nicht.", rasselte Sam die Fakten herunter als hätte er ein Lehrbuch verschluckt, aber ohne mich anzusehen.

Ja, wir hatten unsere Freundschaft mit unserem Ausrutscher definitiv stark beschädigt. Würden diese grünen Augen mir jemals wieder direkt in die Augen schauen? „Konzentration, Keira!", sagte ich mir selbst. Das war jetzt nicht wichtig. Ich musste mich auf den Fall konzentrieren.

Ich kramte in meiner Tasche, die neben mir auf dem Sitz lag und zog ein dickes Buch heraus, auf dem in großen goldenen Lettern „Mythen aus aller Welt" stand.

Dean warf mir einen Blick durch den Rückspiegel zu.

„Was machst du jetzt?", fragte er irritiert.

„Ich schaue nach wie man diese Krampusse tötet. Ist doch klar?!", antwortete ich.

„Warum sollte darin die Lösung stehen? Du hast das Buch doch bestimmt schon hunderte Male gelesen, wenn etwas darin stehen würde, wüsstest du es. Außerdem habe ich nie von jemandem gehört, der einen Krampus getötet hat."

„Nun ja. Du hattest auch nie von jemandem gehört, der die Wilde Jagd besiegt hat und trotzdem haben wir es geschafft. Außerdem habe ich in dem Buch auch immer nur an den Stellen gelesen, die mich interessiert haben. Es gibt durchaus Kapitel, die ich noch nie gelesen habe.", erwiderte ich und schlug das Inhaltsverzeichnis auf.

Langsam fuhr ich mit dem Finger die verschiedenen Kapitel entlang bis ich zu dem Kapitel kam, dass sich den Krampussen widmete. Es war fast ganz am Ende. Ich schlug das Kapitel auf, betrachtete einen Moment die krampusähnlichen Verzierungen und begann dann zu lesen. Das meiste was darin stand, wusste ich bereits , aber ein kleiner Abschnitt zog meine Konzentration auf sich:

In alter Zeit hängten die Menschen Adventskränze mit Misteln darin über ihre Türen, um sich vor Krampussen zu schützen. Einer alten Legende nach sind Misteln wie Gift für Krampusse und auch wenn man sie nur mit ihren eigenen Ruten wirklich verletzten kann, schaden sie ihnen doch soweit, dass sie als wirkungsvoller Schutz dienen.

„Ich weiß wie man sie tötet.", triumphierte ich und las ihnen den Abschnitt vor.

Ich sah wie Sams Augen wissend aufleuchteten.

„Du willst ihnen eine Rute abnehmen und mit Misteln zu einer Waffe formen.", stellte er fest.

Doch dann schien ihm etwas einzufallen und Zweifel blitzten in seinen Augen auf.

„Aber wie willst du das machen ohne zu riskieren, dass die Misteln die Rute neutralisieren?"

„Lass mich nur machen. Magie hat immer ein Schlupfloch."


Ich saß auf dem Bett des Hotelzimmers im Schneidersitz und hörte auf das Pulsieren meiner Magie, während ich wartete. Vor meinem inneren Auge sah ich wie die Jungs gerade mit einem Verkäufer über Misteln stritten.

Die meisten Leute würden das, was ich tat als meditieren bezeichnen, aber ich bevorzugte es keinen Begriff dafür festzulegen, was ich tat, da kein ausgesprochenes Wort es auch nur annähernd beschreiben oder erfassen konnte. Dieser Rausch bis an fernste Orte zu sehen, während meine Magie im Einklang mit meinem Herzschlag in mir pulsierte und Macht in jede Faser meines Körpers schickte, war unbeschreiblich. „Meditieren" erfasste dieses Gefühl noch nicht einmal annähernd.

Ich sah wie die Jungs die Misteln an sich nahmen und aus dem Laden gingen. Eigentlich müssten wir jetzt noch einen Krampus suchen und ihm die Rute abnehmen, aber dank meiner Magie hatte ich einen Zauber gefunden, der uns ermöglichte auch ohne dieses komplizierte Prozedere an eine Rute zu kommen. Ich wollte die Rute ursprünglich herbeirufen, während die Jungs weg waren, aber nachdem Dean sich geweigert hatte zu gehen, wenn ich die Rute während ihrer Abwesenheit herbeirufen würde, hatte ich meine Entscheidung geändert und wartete nun auf die Beiden, während ich „meditierte". Dean würde sich freuen, dass ich „wenigstens einmal tat, was man mir sagte". Bei dem Gedanken an seine ständigen Belehrungen verdrehte ich genervt die Augen. Als ob ich soviel jünger wäre als er.

Die Tür öffnete sich, riss mich damit aus meiner Trance und unterbrach meine „Meditation".

Leben nach dem Tod - A Supernatural FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt