Egal wo

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Als er erwachte, wünschte Yuu sich er könnte noch einmal in die Ohnmacht abdriften. Sein Kopf brummte, als hätte er damit ein Loch durch die Wand geschlagen. Er stöhnte laut auf und versuchte den Herd der Schmerzen zu ertasten. Zunächst stieß er auf einen Verband um seinen Kopf, dann spürte er auch etwas um seinen Bauch.

„Yuu!", die für ihn zur Zeit unerträglich lauten Schreie seiner Tante brachten ihn dazu zusammenzuzucken, „Wo warst du?!"

„Ah.... bitte nicht so laut.", er krümmte sich und legte sich vorsichtig auf die Seite, dann zog er die Beine an seinen Körper.

„Yuu wieso... wieso bist du nur raus gegangen." Mei lief auf ihn zu und ergriff seine Oberarme, was ihn dazu zwang sie anzuschauen, „Jetzt... gibt es kein zurück mehr! Alles was wir durchgemacht haben war umsonst. "

„Was..... Ah, warte was redest du da?", Yuu verzog schmerzvoll das Gesicht, sie war einfach zu laut, er drehte den Kopf leicht zur Seite und sah sich langsam im Zimmer um.

„Er war hier. Er hatte dich in seinen Armen.... Was um Himmels Willen ist passiert?!", vor Wut und Verspannung konnte sie kaum noch den Mund öffnen, geschweige denn die Zähne. Sie sah aus als würde sie kontinuierlich auf etwas beißen, dass sie einfach nicht klein bekam. Jedoch war das kein lustiger Anblick. Yuu war förmlich erstarrt. So viele verschiedene Gefühle, hatte er noch nie gleichzeitig im Gesicht seiner Tante gesehen. Plötzlich gab sie einen frustrierten Laut von sich, schmiss Yuu förmlich zurück aufs Bett und fing an im Zimmer hin und her zu laufen. Als sich der dröhnende Schmerz in Yuu's Schädel erneut zu Wort meldete, konnte er nicht anders als sich nur noch die Ohren zu zu halten. Zischend versuchte er den Schmerz zu unterdrücken. Vergeblich. Der Schlag, den er abbekommen hatte musste ziemlich kräftig gewesen sein, sogar so kräftig, dass er blutete. Er kniff die Augen zusammen.

„Ich weiß nicht was... „ , es dämmerte Yuu schnell worauf sie hinaus wollte. Der Kampf am Vortag, wie war es ausgegangen, hatte er es doch geschafft? Nein. Der Mann. Erneut öffnete er die Augen und sah wie seine Tante verzweifelt den Kopf schüttelte. 'ER', hatte sie gesagt. Hieß das etwa, sie kannte diesen einen Mann, von dem er schon sein ganzes Leben lang etwas wissen wollte, und niemand hatte es für möglich gehalten es ihm zu erklären. Nein, dass konnte nicht war sein, sie hätten ihn nie so belogen. June schaute ratlos aus dem Fenster, die Stirn immer noch wütend in Falten gezogen. Doch, sie kannte ihn und sie musste auch mit ihm gesprochen haben, wahrscheinlich hatte er Yuu nach hause gebracht und wurde von Mei überrascht. Oder er wollte gesehen werden und dass vielleicht auch nur um ihr etwas zu sagen.

„Was hat er gesagt?", Yuu kam so langsam wie möglich in eine sitzende Position, er versuchte sich ebenfalls nicht von seinen Kopfschmerzen ablenken zu lassen. Mei sah ihn an, sie wusste was er meinte, wusste aber nicht was sie ihm verraten sollte. Sie wollte ihn schützen, wollte nicht, dass er zu tief in diese ganze Sache mit hineingezogen wurde.

„Ich habe ....dir zuerst eine Frage gestellt!", sie blieb stur, ließ ihn ihre Unsicherheit nicht anmerken oder versuche es zumindest.

„Nein, nein, nein. Das reicht. Ich weiß was du denkst. Du willst das alleine regeln, willst mich raus halten. Aber das kannst du nicht. ", Yuu konnte, dem Schmerz zum trotz, seinen Ärger nicht mehr zurück halten. Es sprudelte alles in ihm hoch, was er bis jetzt immer zurückzuhalten versuchte. Seine Miene wurde erst.

„Es würde funktionieren, wenn du uns einfach nur mal zuhören würdest und das machst was ich dir sage.", mittlerweile schrien sie sich an und beide hatten nicht die Absicht nachzugeben. Sie starrten sich in die Augen, die Augenbrauen zusammengezogen mit angespannter Haltung.

„Nein, ihr hört Mir nicht zu... Verstehst du nicht, dass ich mich auch hier Zuhause nicht verstecken kann? Ich kann es nicht ändern und ihr ebenso wenig. Egal wo wir hinziehen, egal wo wir uns verstecken es....", Yuu's Gedanken kreisten um seine schrecklichen Kindertage, in denen er manchmal Stundenlang in einer Ecke saß. Starr vor Angst. Angst davor, was sie ihm antun könnten. Sie hatten ihn oft schon sogar in seinem Zimmer aufgesucht, ihn mit kleinen Messern gestochen und ihn von Einem zum Anderen geschuppt. Irgendwann hatte er genug und seine Tanten angefleht ihm irgendwie zu helfen sich zu wehren, und letztendlich hatte ihm die Kampfkunst das nötige Selbstvertrauen gegeben zurückzuschlagen. Und heute, genau in diesem Moment war es genug. Er musste einfach erfahren, was in seiner Vergangenheit geschehen war. „ICH WEIß!", er zuckte zusammen, denn egal wie sehr er seine Schmerzen unterdrückte, dieser Schrei hätte jeden zusammenzucken lassen, „Ich versuche dir doch nur zu helfen... doch ich weiß, dass ich das noch nie geschafft habe...."

Niedergeschlagen ließ Mei sich auf Yuu's Bett zusammensinken, sie setzte sich hin, ließ ihren Kopf hängen und seufzte tief.

„Bitte, ich will doch einfach nur wissen was los ist...", seine Wut verflog augenblicklich, niemand hätte jetzt noch wütend sein können. Mei schaute zu ihm auf und lächelte niedergeschlagen, sie klopfte auf den Platz neben sich und schnell setzte sich Yuu neben sie.

„Ja... du hast recht. Julia und ich kennen den Mann schon lange. Ich sah ihn noch vor deiner Geburt. Deine Mutter sah damals keine andere Möglichkeit um dich vor dem Tod zu retten. Sie war verzweifelt und traf letztendlich auf diesen schwarzen Dämon.", die Gefühle sie sich in ihm regten konnte er nicht beschreiben. Er war zwar froh, dass er endlich etwas über sich und seine Vergangenheit mit diesem Mann erfuhr, doch er hatte auch Angst zu erfahren wie seine Mutter gestorben ist. Er hörte der Geschichte aufmerksam zu, versuchte sich jedes Wort in sein Gedächtnis einzubrennen. „Ich kann dir leider nicht sagen wie June gestorben ist und auch nicht wo dieser Dämon die ganzen Jahre war.", bei diesen Worten musste Mei selber schlucken, die Tatsache, dass sie eigentlich nichts wusste störte sie selber, „Doch gestern war er hier. Du musst wissen ich hatte Todesangst um dich, als ich dich in seinen Armen sah. Als ich ihn gefragte was er will, sagte er nur: 'Ihr könnt ihn nicht mehr vor mir verstecken, wenn ihr es tut, werde ich ihn nicht mehr in Ruhe lassen dann nehme ich ihn mit...'. Dann verschwand er, von einem Augenblick auf den Anderen."

~

Es war still und dunkel in seinem Zimmer, das Bett war unordentlich. Luca saß auf dem Fensterbrett neben dem Bett und schaute Yuu beim schlafen zu. Sein Gesicht, sowie der Zustand seines Bettes, verriet Luca, dass er nicht gut träumte. Er drehte sich alle paar Minuten auf eine neue Seite. Als er sich erneut versuchte umzudrehen, kippte er über die Seite vom Bett herunter. Im letzten Moment und nur wenige Zentimeter über dem Boden, konnte er ihn abfangen. Vorsichtig griff er mit einer Hand unter seine Kniekehlen, mit der Anderen unter seinen Rücken und hob ihn hoch. Einen Augenblick hielt er ihn im Arm, schaute zu wie er reagierte, ob sich sein Gesichtsausdruck veränderte und erstaunlicherweise tat es das auch. Yuu's Miene veränderte sich von einem gequältem, zu einem etwas entspannterem Gesicht. Schließlich legte er ihn langsam auf das Bett, und beugte sich über ihn. Als Yuu plötzlich die Augen aufschlug, zuckte sogar Luca für einen Moment, doch den größten Schock hatte Yuu selber. Er zuckte zurück, versuchte so schnell wie möglich weit von Luca wegzukommen.

„Wer... was willst du?", Fragen überschlugen sich in Yuu's Kopf, doch er musste zuerst wissen was der Dämon vor ihm vorhatte.

„Mein Name ist Luca. Endlich lerne ich dich richtig kennen. Du weißt gar nicht wie lange ich darauf gewartet habe.", Luca sprach ruhig, er gab Yuu platz und zog sich ein wenig zurück.

„Warum? W... was genau willst du denn?", unsicher, ob er es wirklich wissen sollte, schaute Yuu zu wie Luca blitzschnell auf das Fensterbrett kletterte.

„Es ist spät. Du solltest schlafen.", mit einem leichtem Lächeln brach Luca das Gespräch ab, doch bevor er verschwand, beugte er sich noch einmal näher zu Yuki heran, „Aber eines kann ich dir sicher sagen, egal wo du bist, ruf meinen Namen und ich komme."

Augenblicklich war er verschwunden und Yuki blieb nichts weiteres über als in die Nacht zu starren.

DämonenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt