Bucky rutschte ein wenig herum, um sie besser in den Arm nehmen zu können und klemmte dabei eine Haarsträhnen hinter ihr Ohr, um sie besser betrachten zu können.
"Du siehst echt verdammt schlecht aus, my Love."
Auf ihren Lippen zeichnete sich ein gequältes zynisches Lächeln ab, während sie ihm auf seine ehrliche Feststellung einen halbwegs glaubhaften bösen Blick zuwarf.
"Danke, Inspector Gadget..."
"Ich liebe dich trotzdem."
Sie spürte die fürsorglichen Augen auf sich, welche untermalt wurden von dem frechen Lächeln auf seinen rose-farbenen Lippen. Schlagartig schwirrten wieder die Drohungen gegen sein Leben durch ihren Kopf. Hastig stieß sie sich von ihm ab.
Er sollte nicht von den Bildern und Briefen erfahren. Nicht solange sie nicht wusste, ob wirklich der Mann dahinter steckte, welchen sie seit nun fast mehr als sechs Jahren in ihre tiefsten Erinnerungen verbannt hatte.
Nach einer halbwegs überzeugenden Erklärung suchend musste sie den widerlichen Geschmack los werden.
"Wahrscheinlich nur der Stress der letzten Wochen. Ich bin es wohl einfach nicht gewohnt von Meeting zu Meeting zu rennen und jeden Tag mit irgendwelchen stocksteifen Anzugträgern über Geld reden zu müssen."
Sie stand mit wackeligen Beinen auf und spülte sich am Waschbecken mehrmals den Mund mit lauwarmen Wasser aus. Auf dem Beckenrand abgestützt betrachtete sie sich in dem Spiegel darüber, in welchem nur Sekunden darauf auch Buckys grimmiges Gesicht hinter ihr erschien.
"Keine Sorge, Sonnenschein. Lucy liebt solche Dinge und hat mir den Posten schon abgenommen. Ich bin schneller wieder auf den Beinen, als du dich versiehst."
Sanft lächelte sie ihn über das Waschbecken hinweg an, bevor sie sich umdrehte und an seine warme Brust schmiegte. Das nur mäßig überzeugte Grummeln daraus konnte sie kaum wahrnehmen, so sehr waren ihre Gedanken mit dem beschäftigt, was ihr Angst machte.
So schnell wie möglich wollte sie herausfinden, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Und sie wollte eigentlich sofort damit anfangen.
Doch ehe sie sich aus seinen Armen lösen konnte, hatte Bucky sie bereits auf dieselbigen gehoben und verließ das Badezimmer.
"Während du dich jetzt erst einmal ausruhst, mache ich dir einen Tee. Wehe du bewegst auch nur den kleinen Zeh. Ich werde ein Auge auf dich haben."
Auf dem Bett kniend setzte er Emilia ab und zog vosichtig die Decke unter ihr hervor. Dass dabei die restliche Post herunterfiel, interessierte ihn in diesem Moment herzlich wenig.
"Warte, Babe. Ich kann doch nicht in meinen Klamotten ins Bett gehen. Lass mich wenigstens das Kleid und diese lästigen kratzenden Sturmpfhosen los werden."
Emilia in ihrer kraftlosen Art musste es nicht zweimal sagen. Bucky drehte sie an ihren Oberschenkeln behutsam so weit zur Seite, bis ihre Beine über die Bettkante reichten.
"Ich mach das für dich."
Ehe sie sich versah, beugte er sich über sie, schob das Haar zur Seite und öffnete den Reißverschluss auf ihrem Rücken. Langsam streifte er die halblangen Ärmel des hochgeschlossenen Etuikleides über die schmalen Schultern und ihre Brüste, welche hinter einem schlichten schwarzen Softcup BH versteckt lagen.
Bei ihrer Taille angekommen nahm er sie bei den Händen und zog sie sanft nach oben, bis sie vor ihm stand. Bucky blickte eine kurze Zeit lang einfach nur auf sie hinab und erlaubte sich in den hellen, honigfarbenen Schimmer ihrer müden Augen zu verweilen.
Einen Kuss auf ihre Stirn hauchend begab er sich zu ihren Füßen und schob seine Hände wieder zwischen den weichen Cashmerestoff auf ihren Hüften.
Emilia verfolgte jede einzelne seiner Berührungen ganz genau. Überall wo seine Fingerspitzen ihren Weg entlang suchten, breitete sich die angenehme bekannte Hitze in ihr aus.
Und auch wenn es den Anschein hatte, so waren sie nicht nur der Auslöser für ein rein körperliches und sexuelles Verlangen. Sie legten sich auf ihre Seele wie viele kleine Blüten einer Blume und bedeckten jedden Millimeter ihre gerade entblösten Haut.
Eingehüllt und umschlungen in tiefster Intimität, grenzenloser Sicherheit und einem unerschütterlichen gegenseitigem Vertrauen konnte sie dieses unsichtbare Band zwischen ihnen nur schwer in Worte fassen.
Verletzlich, zebrechlich wie die dünnen Flügel eines Schmetterlings in einem Sommersturm. Gleichzeitig aber so stark und undurchdringbar wie das Vibranium, mit welchem Bucky nun auch den Bund der feinen Strumpfhose ihre Beine hinab schob.
Auf seiner Schulter gestützt lächelte Emilia auf ihn hinab und stieg mit seiner Hilfe aus dem hautfarbenen Stoff. Ohne den Blick von ihrem noch immer leicht fahlen und matten Gesicht zu nehmen, legte er seine Hände um ihre Hüften und drückte sanft seinen Mund auf jede der beiden sichtbaren Narben auf der zarten Haut ihres Bauches.
Sie war müde. Mehr als nur müde. Und Bucky kam nicht umher zu glauben, dass noch etwas anderes hinter ihrer Erschöpfung steckte als der ungewohnte Stress der anfänglichen nervenaufreibenden Wochen als frischgebackene Vorstandsvorsitzende einer Wohltätigkeitsorganisation.
Er stand auf, worauf sie sich zurück auf das Bett fallen ließ. Emilia kroch unter die Decke und kuschelte sich hinein. Bevor er sich um den Tee kümmern wollte, versicherte er sich, dass sie warm genug eingepackt war.
"Bin gleich wieder da."
Gerade als er sich von ihr wegdrehen wollte, packte sie ihn an seinem rechten Handgelenk. Er sah an sich herunter und entdeckte an ihrem Finger das Glitzern des kleinen blauen Steins.
"Bleibst du dann bei mir?"
Irgendetwas in ihrer leisen Stimme ließ ihn aufhorchen. Doch Bucky konnte nicht heraushören, was es war, das seine Alarmglocken zum Schrillen brachte. Eine Hand auf ihre Stirn legend, hauchte er einen Kuss über ihre Lippen.
"Aber natürlich. Immer."
Emilia nickte ihm fast unmerklich zu und ließ los.
Nachdem Bucky sich den Pizzakarton und die Tüte von der Kommode geschnappt hatte und aus dem Schlafzimmer verschwunden war, tastete Emilia unter der festen Matratze nach den Bildern.
Als sie die Kante des Papiers berührte, wusste sie, dass es womöglich doch etwas gab, das ihr unsichtbares wertvolles Band zerstören könnte.
So weit wie nur möglich schob sie es weiter in das Versteck.
Es gab nur eine Sache, welche in diesem Augenblick für sie zählte: Bucky und diese kleine friedliche Welt, welche sie sich nach all den Jahren voller Leid, Schmerz und Trauer gemeinsam geschaffen hatten, mit allen Mitteln zu beschützen.
∼⋄∼⋄∼ ○❖ ∼⋄∼ ○❖○ ∽⋄∽ ❖○ ∽⋄∽⋄∽
Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.