Von Dämonen und Schlangen

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Ich erwachte mit Druck auf meiner Brust. Irgendwie war ich seltsam desorientiert, mein ganzes Bett schien zu vibrieren. Verwirrt versuchte ich mich aufzusetzen. 

Ich konnte nicht.  

Es war, als wäre mein Geist vollkommen von meinem Körper getrennt. Kein Ton fand den Weg über meine Lippen, kein Muskel zuckte, als ich meinen Fingern den Befehl gab, sich zu bewegen. Ich hörte meinen eigenen Atem und meinen schnellen Herzschlag in meinen Ohren.

Was zum Teufel war los? Unruhe erfasste mich. Ich konnte noch nicht mal meinen Blick durch den Raum schweifen lassen.

Dann kam das Gefühl, beobachtet zu werden. 

Woher? Woher!

Von links? Oder rechts? Nein, über mir! Eisige Kälte kroch in meine Knochen, Panik schnürte meine Kehle zu. 

Jemand war mit mir im Raum! Oh Gott, jemand war hier! In meinem Schlafzimmer. Fuck! Fuck, wer ist das? Oder WAS?

Etwas war mit mir hier in diesem Zimmer. Und es war nicht gut. Ich konnte den bösartigen Blick auf mir spüren, die niederträchtige Absicht darin. Und es kam näher.

Ein Schatten über mir. 

Ich war unfähig, meine Augen abzuwenden. Auch diese Muskeln gehorchten mir nicht. Ich verstand nicht, was gerade geschah.  Voller Horror erkannte ich, wie sich eine schemenhafte Gestalt aus der Zimmerdecke über mir senkte. 

Hilfe! Hilf mir, irgendwer! Mein Gott, wieso hört mich denn niemand? Wieso half mir niemand?

Zuerst bestand dieses... Ding nur aus einem unförmigen Schatten. Dann räkelte sich etwas unter seiner Oberfläche, wie Tentakel unter einer Membran. Wie Maden unter seiner Haut. 

Es nahm Form an. Eine Art riesiger Kopf mit viel zu langem Hals drehte und wendete sich auf seinen Schultern. Langsam neigte sich der Oberkörper zu mir hinab. Ich war außer mir vor Angst und Panik. Kalter Schweiß benetzte jede Ritze meines Körpers, mein Herz hämmerte. 

Ich wollte schreien, rennen, laufen. Aber ich war noch immer wie versteinert. Ein Schwarz glänzender Dämon hing über mir, sein Oberkörper löste sich langsam von der Decke.  In seinem Gesicht, wenn man es überhaupt so nennen konnte, waren keine Augen, sondern tiefe, dunkle Löcher. Sein Mund war überdimensional groß, zu einer Fratze aufgerissen. Und es kam näher.  Immer näher.

Ich hörte zischende Geräusche, flüsternde Stimmen. Worte, die keinen Sinn ergaben und die ich nicht verstehen konnte. Verzweifelt startete ich nochmal einen weiteren Versuch, die Füße aus dem Bett zu schwingen. Und wieder reagierte nichts. Mein Körper lag paralysiert auf dem Bett. Ich war diesem Wesen schutzlos ausgeliefert. 

In Gedanken schrie ich wie am Spieß. Geh weg! Geh weg! Nimm nicht mich! Nimm irgendwen, aber nicht mich!

Die Fratze des Dämons war nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Es schnitt schreckliche Grimassen, furchteinflößend, abartig, widerwärtig. Nichts war fest darin. Das Loch, welches als Mund diente, dehnte und streckte sich, zog sich zusammen, änderte fortlaufend seine Position. Sein fauler Atem streifte mich, ich bekam kaum mehr Luft.

Ein dunkel, glänzender Arm schlängelte sich zu mir hinab, die Hand unförmig. Statt Finger spitze Klauen. 

Nein! 

Fass mich nicht an!

Nein! Nicht!

Es stach mich von hinten in die Brust. Der Schmerz riss mich aus meiner Starre. Meine Lungen füllten sich bis zum Anschlag mit Luft. 

In seinen FängenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt