Regina Bellum - Blick in die Gegenwart

1.

Es frisst mich von innen auf.

Als ich damals diesen Brief gelesen habe, hat mein Gehirn den Notfallhebel umgelegt; ich hab den Brief eingesteckt und ihn Devon gegenüber nie erwähnt.

Nicht die Tatsache, dass Lena jetzt allein mit ihrem ungeborenem Kind irgendwo in Wisdom rumgammelt, nein.

Es ist die Tatsache, das Devon und Lena tatsächlich Sex hatten und das dabei sogar ein Kind entstanden ist.

Mein Gewissen sagt mir, ich muss den Brief an Devon weiterreichen, aber ich kämpfe dagegen an.

Ich will ihm nicht den Brief geben!

Für mich ist es so, als würde ich Lena indirekt den Sieg überlassen und das tue ich nicht. Himmel, das tue ich überhaupt nicht!

Im Moment ist es echt ein Vorteil von mir, meine Probleme anderen gegenüber in die Ecke zu kehren und zu lächeln.

Andererseits weiß ich wirklich nicht was ich tun soll.

Immerhin ist es nicht nur Lena, die grade in Wisdom ist, sondern auch Devons Kind und was wäre ich für ein Mensch, würde ich ihm sein eigenes Kind vorenthalten?

Wieso, wieso muss mir so etwas passieren? Ich habe doch schon genug Probleme in meinem Leben, ich brauche keine mehr! Wann versteht das Schicksal das endlich?

Vor allem, ist ein Problem gelöst, wartet gleich das nächste auf mich, wann kann ich mich endlich zurücklehnen und mich entspannen, ohne mich mit solchen Dingen auseinandersetzen zu müssen?

Meine größte Angst ist es, zusehen zu müssen, wie Lena meinen Platz einnimmt und die zwei ihr Kind zusammen aufziehen.

Jeder wird sich an mich immer als das Mädchen erinnern, das von ihren Freund betrogen und vor allen Nationen bloßgestellt wurde und das kann ich nicht zu lassen. Alles in mir sträubt sich dagegen. Ich kann Devon einfach nicht diesen verdammten Brief geben, es geht einfach nicht.

Devon wird sie her holen, ganz bestimmt und wird sie behandeln wie eine Königin und was bin ich dann? Das dritte, nervige Rad am Wagen, und das ist es, was ich niemals sein möchte. Niemals möchte ich überflüssig sein und von so einer Person in die Ecke gedrängt werden und zusehen müssen, wie sie mir praktisch hämisch ins Gesicht lacht.

Niemals!

Ich werde es einfach nicht zulassen, dass man mich ersetzt.

Mir ist es egal, wie egoistisch das klingt. Mir ist Lena egal und mir ist auch dieses scheiß Kind egal. Denn es war ein Unfall und es hätte nicht gezeugt werden sollen. Wieso gibt es keine Abtreibungen mehr, wieso?

Mir ist es egal, ob es ohne Vater aufwächst, es ist nicht mein Problem, warum sollte es auch? Es ist nicht mein Kind und ich habe auch nichts mit ihm zu tun. Abgesehen davon, dass es der Grund dafür ist, das ich gerade in einer ziemlichen Krise stecke.

Plötzlich kommt mir ein anderer Gedanke. Was wäre gewesen, hätte Devon den Brief bekommen und nicht ich? Hätte er es mir gesagt oder es mir verheimlicht?

Warum sollte er?

Na gut, da fallen mir ein paar Gründe ein, wieso er es nicht hätte machen sollen, denn ich bin in solchen Sachen auch etwas schwierig.

Was heißt etwas schwierig? Sehr schwierig!

Aber wie könnte man mir das auch verübeln, immerhin wurde ich zuerst betrogen und danach erfahre ich auch noch, dass daraus ein Kind entstanden ist. Wie soll man auch damit umgehen? Lächeln und nicken oder was? Nein, dass würde niemand tun. Jedenfalls niemand, der noch einen halbwegs klaren Verstand hat.

Ich könnte es niemals akzeptieren, ich könnte es einfach nicht. Jedesmal wenn ich dieses Kind sehen würde, würde ich daran erinnert werden, was Devon mir angetan hat.

Vor allem weiß ich nicht, ob ich jemals Kinder haben werde, und auch wenn ich welche haben sollte, ich würde niemals meine Kinder mit ihrem Kind spielen.

Die Ungewissheit kommt noch dazu, ich weiß ja nicht, ob er mich wieder betrügen würde und das ist das Schlimmste an allem. Sollte er mir so etwas wieder antun, weiß ich nicht ob ich ihm verzeihen könnte.

Ich weiß nicht, was ich machen würde. Ich möchte einerseits Lena den Sieg einfach nicht gönnen, andererseits will ich mich einfach nur heulend in der Ecke verkriechen. Es tut zu sehr weh.

Aber ich will mich nicht unterkriegen lassen und werde alles tun, um Lena direkt ins Gesicht gucken zu können und ihr zu zeigen, dass sie mich niemals kleinkriegen wird und niemals das bekommen wird, was mir gehört.

Wieso macht sie das überhaupt?

Was hat sie davon, mir eine reinzuhauen? Was bringt ihr das? Ich habe ihr nichts getan, nichts!

Für mich kommt es auch nicht so rüber, als würde sie das alles für Devon machen, ich sehe doch ihr Gesicht, wenn sie einen ,,Triumph" erreicht hat. Dieses siegessichere Grinsen, das sie mir zuwirft.

Warum versteht sie denn einfach nicht, das Devon nicht an ihr interessiert ist und sich einfach nur fernhalten soll? Ist das denn so schwer?

Na gut, mit einem Kind ist es zwar eine andere Sache, aber trotzdem. Was erwartet sie von ihm? Unterhalt? Kindergeld? Sollte sie nicht wissen, dass es so was nicht mehr gibt? Noch nicht.

Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass sie sofort aufgenommen werden wird, wenn sie schwanger ist, natürlich in einer anderen Nation. Sie muss ja ihr Kind nicht unbedingt hier aufziehen, das kann sie ja auch woanders machen.

Irgendwann würde ich eh verrückt werden, wenn mir dauernd ein Kind vor der Nase herumrennt, das quasi den Verrat von Devon darstellt.

Irgendwann würde ich ihm ein Ultimatum stellen, bei dem ich mir sicher bin, ich werde verlieren.

Bei der Wahl zwischen dem Kind oder mir würde ganz klar das Kind gewinnen und das kann ich ihm auch nicht verübeln. Jeder würde sein Kind vorziehen. Es sei denn es ist jemand, der kein Herz hat.

Aber Devon hat hundertprozentig dann ein Pflichtgefühl gegenüber dem Kind, auch wenn er das nicht haben möchte, ich weiß es, ich brauche dafür keine Bestätigung. Mittlerweile kenne ich Devon lange genug um das zu wissen.

Um das zu verhindern gibt es nur eine Lösung: Ich darf Devon den Brief nicht zeigen.

Denn Lena ist immer noch verbannt und darf nicht zurückkehren, theoretisch würde Devon nie etwas von seinem Kind erfahren, es sei denn es würde hier her kommen, wenn es erwachsen ist.

Das wäre allerdings auch nicht optimal.

Ich könnte ja auch einen Brief an Lena zurückschreiben.

Obwohl, nein. Früher oder später werde ich mit den Konsequenzen rechnen müssen, außerdem würde meine Schrift erkennt würden, oder einfach nur, dass es nicht Devons Schrift ist.

Was kann ich nur machen?

(Das ist das erste Kapitel vom letzten Teil der Regina Bellum-Reihe und ich bin schon ganz aufgeregt. Denn nach diesem Buch, ist die Regina Bellum-Reihe eine Triologie und das finde ich einfach unglaublich, ich habe nämlich noch nie eine Triologie auf die Beine gestellt. Vielen Dank an alle, die nach den ersten zwei Büchern auch dieses Buch lesen wollen, hoffentlich bleibt ihr dran und könnt miterleben, wie meine erste Triologie plus Regina Bellum zu Ende geht. Vielen, vielen Dank! Das Kapitel ist an Lopiolorien, da er mit einer der ersten war, der Regina Bellum kommentiert hat und mich auch motoviert hat, vielen, vielen Dank an dich! ♥ Übtigens wird in zwei Wochen das nächste Update kommen, danach geht es wie gewohnt regelmäßig montags weiter :))