Nach einigen Strapazen in denen ich in den Sand gefallen war, standen wir nun endlich vor dem Haus der Camerons. Rafe stieß die Tür auf und drückte mich zuerst rein, kurz darauf folgte er und die Tür fiel unangenehm laut ins Schloss.
„Fuck.", flüsterte er und schaute nach oben in den Treppenaufgang. Laute Schritte die die Treppen runter gestürmt kamen folgten. Es war Ward. Der uns, als er uns erblickte – wie wir komplett Nass, mit bis zu den Knien bedeckt mit Sand und verwehten Haaren im Flur standen, nur der Mund auffiel.
„Was ist passiert?", fragte er entgeistert und kam die letzten Stufen herunter. Rafe ging sofort auf ihn zu und zog seinen Vater ein wenig weiter von mir weg. Rafe flüsterte zwar, aber ich verstand dennoch was er sagte.
„Sie lag am Strand, vollgedröhnt mit irgendwelchen Pillen und ich konnte sie ja nicht einfach dort liegen lassen.", erklärte sich Rafe und schielte kurz zu mir rüber.
„Pillen? Hat sie dir welche abgekauft oder was?", fragte sein Vater ihn und baute sich vor Rafe auf.
„Was? Natürlich nicht. Ich glaube sie meinte andere Pillen, wie Medikamente eben.", flüsterte Rafe seinem Vater zu und sein Vater räusperte sich.
„Mylah, alles in Ordnung? Du hast ganz blaue Lippen, ich lasse dir heißes Wasser in die Badewanne laufen, dann geht es dir schon bald besser. Wissen deine Eltern wo du bist?", sagte Ward mit einer ruhigen Stimme.
„Dad, ich kümmere mich um sie. Du brauchst nichts zu machen, ich habe alles im Griff. Ich schreibe ihren Eltern später von Mylahs Handy aus, dass sie bei Sarah übernachtet.", sagte Rafe und legte seine Hand auf Wards Schulter.
„Aber Sarah ist bei Topper.", meinte Ward und Rafe rollte mit seinen Augen.
„Das müssen ihre Eltern ja nicht wissen.", sagte Rafe mit angespannter Stimme und wandte sich nun wieder mir zu.
„Komm, wir gehen ins Bad.", sagte Rafe und griff vorsichtig nach meinem Arm, um mich nach oben zu ziehen. Ward schaute uns nach und in seinem Blick lag ein Funken Hoffnung, der mit etwas Besorgnis vermischt war.
Rafe führte mich allem Anschein nach ins Gästebadezimmer. Es war in Weiß gehalten und einzelne vergoldete Akzente ließen den Raum viel luxuriöser wirken. Aber ich hatte nicht sonderlich viel Platz in meinem Kopf, um die Inneneinrichtung des Badezimmers zu begutachten. Rafe setzte mich vorsichtig auf der Toilette ab und ging sofort rüber zur Badewanne, um sie mit heißen Wasser zu befüllen. Mein Kopf fing unangenehm zu brummen an und ich fasste mir mit verzerrten Gesicht gegen meinen Kopf.
„Alles in Ordnung?", fragte Rafe in meine Richtung.
„Nur ein wenig Kopfweh.", antwortete ich Müde. Er stand auf und hielt mir seine Hände entgegen.
„Ich würde dir ja eine Kopfschmerztablette anbieten, aber darauf verzichten wir wohl lieber.", meinte er und mir entwich ein kurzes Lachen.
„Verständlich.", murmelte ich und ergriff seine beiden Hände, kurzerhand hatte er mich wieder auf die Beine gezogen und führte mich in Richtung der Badewanne. Ich beobachtete ihn wie er neben dem Spiegel eine Kommode öffnete und zwei farbige Badekugeln hervorholte.
„Blau oder Pink?", fragte er mich und betrachtete die beiden Kugeln abwechselnd.
„Pink.", grinste ich als Antwort. Und kurzerhand warf er die Kugel in die Badewanne.
„Ahhh, war mir klar. Die gehören Wheezie, ich benutze solche Dinge nicht.", erklärte er sich – während er gespannt in die Wanne blickte, um zu sehen wie die Kugel sich sprudelnd auflöste.
„Natürlich nicht.", sagte ich im ernsten Ton und fing das Lachen an. Wahrscheinlich benutze Rafe ein 3 in 1 Shampoo und Duschgel und war wohl vollkommen zufrieden damit.
„Kommst du alleine klar? Oder soll ich dir noch irgendwie helfen?", fragte er unsicher und fuhr sich nervös durch seine Haare. Ich schüttelte den Kopf und lächelte leicht.
„Ich schaff das schon.", meinte ich und Rafe wandte sich nickend der Tür zu.
„Ich suche dir noch Klamotten raus und lege sie vor die Tür. Falls was ist, ruf mich.", sagte er und schaute sich nochmal im Bad um, um sicher zu gehen, dass auch wirklich alles in Ordnung war.
Nach dem warmen Bad, welches wirklich jedes eingefrorene Körperteil von mir wieder zum Leben brachte fühlte ich mich schon gleich viel besser. Mein Kopf tat nicht mehr so weh und allgemein fühlte ich mich nicht mehr benommen wie davor. Mit einem Handtuch um meinen Körper gebunden, lugte ich kurz aus dem Bad heraus, um die Sachen die mir Rafe auf den Boden gelegt hatte, anzuziehen. Eine graue Jogginghose, die wahrscheinlich Sarah gehörte – denn für Rafe wäre sie definitiv zu klein gewesen und ein grüner Hoodie, der auf jeden Fall aus Rafes Kleiderschrank stammte. Auch wenn der Hoodie wahrscheinlich frisch gewaschen war, lag immer noch sein Parfüm wie eingebrannt auf dem Stoff. Ich erwischte mich dabei, wie ich mein Gesicht in den Hoodie drückte, um sein Parfüm noch intensiver wahrzunehmen. Ich schloss die Augen und verharrte für einen Augenblick in dieser Position. Fuck. Erschrocken riss ich meine Augen auf und verbot mir so etwas nochmal zu tun. Das ging nicht. Schnell zog ich den Hoodie an und flüchtete aus dem Bad heraus. Ich wusste nicht wo ich hinsollte, deswegen stand ich für eine Weile unschlüssig im Flur rum. Von Rafe fehlte jede Spur. Ich hörte Schritte, die von einer Person stammten die die Treppen heraufstieg. Wahrscheinlich Rafe, der nachsehen wollte, ob alles in Ordnung ist. Ich lief den näher kommenden Schritten entgegen und blickte überrascht nach unten, als ich Wheezie erkannte die ein Glas mit Saft in der Hand hielt.
„Oh Gott, hast du mich jetzt erschrocken.", sagte sie und zog scharf die Luft ein, während ich entschuldigend meine Hände hochhielt.
„Also falls du Rafe suchst, er ist unten in der Küche und kocht. Seltsam.", stellte Wheezie fest und blickte mich fragend an. Ich wusste nicht was seltsam daran war, deswegen zuckte ich nur mit den Schultern. Wheezie tat es mir nach und verschwand kurzerhand in ihrem Zimmer. Unsicher, um nicht in einen falschen Raum zu treten machte ich mich auf den Weg in Richtung Küche. Ich hatte die richtige Wahl getroffen und trat in die Küche, in der Rafe hinter dem Herd stand und irgendwas backte. Er wirbelte herum, als er hörte, dass jemand eintrat.
„Oh gut, die Klamotten passen dir.", sagte er lächelnd und betrachtete mich von Kopf bis Fuß.
„Ja, so einigermaßen.", sagte ich während ich ihm mit den mir zu langen Ärmeln seines Hoodies ein winken schenkte. Er neigte den Kopf zur Seite und kam lachend auf mich zu.
„Das ist ja nichts, was man nicht lösen kann.", sagte Rafe und griff nach meinem Arm. Er stülpte die überlangen Ärmel zwei Mal übereinander, sodass sie mir nicht mehr über meine Hände rutschen konnten. Während er sich an meinem zweiten Arm zu schaffen machte, betrachtete ich ihn - er hatte sich wohl auch geduscht. Seine nassen Haare waren nach hinten gekämmt und er trug ebenfalls ein einfaches weißes T-Shirt und eine graue Jogginghose. Niemand würde mir je glauben, wenn ich sagen würde, dass ich Rafe Cameron in einer Jogginghose gesehen habe. Sonst trug er nur seine schicken Country Club Klamotten. Ich war in meinen Gedanken so vertieft, dass ich nicht merkte, dass mein Blick immer noch auf ihm lag und er mich nun verdutzt zurück anstarrte. Seine blauen Augen bohrten sich so intensiv in die meine, dass mir schwindelig wurde und ich meinen Blick abwenden musste.
„Alles gut?", fragte er und ich setzte mich auf den Hocker, der vor der Kochinsel aufgestellt war.
„Ja, natürlich. Nur die Aufregung von vorhin.", murmelte ich und versuchte die Tatsache, dass ich mich soeben in seinen Augen verloren hatte zu leugnen.
„Leider musste ich feststellen, dass wir gar kein Käse mehr dahaben. Weswegen ich umschwenken musste und es jetzt Pancakes gibt. Das sind die einzigen zwei Gerichte, die ich beherrsche.", sagte er und zuckte mit den Schultern, während er zwei Teller für uns richtete. Ich versuchte nicht wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen, doch es gelang mir nicht sonderlich gut.
„Das ist perfekt.", antwortete ich. Draußen wurde es immer lauter und der Wind blies immer stärker gegen das Haus der Camerons.
„Ich hoffe, dass das Haus bis nach dem Sturm noch steht.", sagte Rafe und setzte sich neben mich.
„Sirup?", fragte er und zeigte mit seinen Fingern auf meine Pancakes. Ich nickte. Ich freute mich sehr auf die selbstgemachten Pancakes von Rafe. Hoffentlich schmeckten sie auch so gut, wie sie aussahen. Ich wollte gerade die erste Gabel in den Mund nehmen, als ein lauter Knall das ganze Haus zum Wackeln brachte. Ich ließ vor lauter Schreck meine Gabel fallen und schnellte meinen Kopf nach rechts, um Rafe anzuschauen, der nachdenkend seine Lippen zusammenpresste und nach draußen zum tobenden Sturm blickte. Es knallte noch einmal laut auf, als alle Lichter im Haus anfingen zu flackern und nach einem kurzen Moment plötzlich im ganzen Haus Dunkelheit herrschte. Meine Hand griff panisch nach Rafes Unterarm, der auf seinem Schoß lag.
„Keine Panik, ist nur ein Stromausfall.", meinte er und versuchte mich zu beruhigen. Ich mochte eigentlich Gewitter, aber nicht, wenn sie unnatürlich laut waren oder gar einen Stromausfall verursachten. Rafe tätschelte meine Hand auf seinem Arm und schaute sich in der dunklen Küche um, peinlich berührt löste ich meine Hand aus seiner Berührung und faltete meine Hände zwischen meinen Beinen zusammen – damit ich sie so irgendwie unter Kontrolle hatte.
„Hmm...,", brummte er nachdem ich meine Hand weggezogen hatte. Leider konnte ich nicht ganz deuten, ob er versuchte mein Gesicht im dunklen zu erkennen, denn ich erkannte nichts von seinem Gesicht.
„Irgendwo haben wir Kerzen, ich glaube im Wohnzimmer. Nimm die Teller mit, wir essen einfach dort.", forderte Rafe mich auf und schon hörte ich wie sein Hocker nach hinten geschoben wurde. Mich wunderte es, dass keiner der anderen Camerons den Stromausfall mitbekommen hatte – aber anscheinend schliefen schon alle. Zum Glück war der Weg von der Küche ins Wohnzimmer nicht allzu weit, denn wirklich etwas sehen konnte ich nicht, ich folgte nur der Silhouette von Rafe die vor mir ging. Ich setzte mich auf die Couch und stellte unsere beiden Teller auf dem Couchtisch ab. Die Pancakes waren mittlerweile bestimmt schon kalt. Ich beobachtete wie Rafe im Wohnzimmer herumging und verschiedene Schubladen öffnete. Als ich ein triumphierendes „Aha!" wahrnahm, wusste ich, dass Rafe Kerzen gefunden hatte. Er zündete ein paar Kerzen an und verteilte diese auf dem Couchtisch. Ich konnte sofort sein Grinsen erkennen, als er mich anblickte.
„Schon besser.", meinte Rafe bevor er sich neben mich auf die Couch fallen ließ und seine Füße auf den Couchtisch ablegte. Dankend nahm er seinen Teller entgegen den ich ihm reichte. Und ich musste ehrlich zugeben, seine Pancakes waren wirklich sehr lecker. Es war echt seltsam hier mit Rafe auf der Couch zusammenzusitzen, denn eigentlich war er wie fremd für mich – aber er war so nett zu mir und sorgte sich komischerweise um mich, dieses Gefühl hatte ich sehr vermisst. Vielleicht fühlte ich mich ja wegen seiner Nähe schon so viel besser.
„Mylah dir ist klar, dass ich dich heute nicht mehr nach Hause fahren werden oder?", sagte Rafe und stellte meinen und seinen Teller wieder zurück auf den Tisch. Er schaute mich an und erwartete wahrscheinlich eine andere Reaktion als die, die ich an den Tag brachte. Draußen tobte der Sturm, natürlich wusste ich, dass ich heute nicht mehr nach Hause kommen würde. Störte es mich? Nein.
„Ist wahrscheinlich besser so. Ich mache mir nur Sorgen wegen meinen Eltern, sie wissen nicht...", Rafe unterbrach mich mitten im Satz, indem er sich räusperte.
„Ich habe deinen Eltern, als du duschen warst geschrieben, dass du heute bei Sarah schläfst. Du solltest vielleicht lieber ein Passwort einstellen.", erklärte mir Rafe und er strich sich nervös durch seine Haare und blickte entschuldigend drein. Das hatte ich jetzt am wenigsten erwartet, ich war nicht sauer, dass er ohne mein Wissen mein Handy benutzt hatte. Aber seine Verständlichkeit einfach Dinge über mich zu entscheiden, verunsicherten mich ein wenig. Ich konnte die Enge, die von ihm ausgehen würde, wenn man sich auf ihn einließe schon deutlich spüren.
„Danke, ich wäre wahrscheinlich eh nicht im Stande gewesen eine normale Nachricht zu verfassen.", sagte ich und lächelte leicht.
„Du bist nicht sauer?", fragte er verwundert und legte seinen Kopf in den Nacken, um mich besser sehen zu können.
„Warum sollte ich? Ich habe keine Geheimnisse.", antwortete ich lachend. Was für eine Lüge.
„Sicher? Jeder hat Geheimnisse.", meinte Rafe und er fing an, an seinem Ring rumzuspielen. Ich wollte nichts sagen, aber im Haus der Camerons war es verdammt kalt geworden. Auch mit Rafes Hoodie, fror ich ungemein und zog meine Beine näher an meinen Körper heran.
„Ist dir kalt?", fragte Rafe zugleich und ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf und holte eine große flauschige Decke, die in einem Korb hinter der Couch versteckt war, hervor. Er deckte mich zu und gesellte sich gleich mit dazu. Ich bezweifelte zwar, dass er überhaupt fror.
„Danke, Rafe.", sagte ich und legte meinen Kopf am Kissen ab.
„Nicht dafür.", kassierte er mein Dankeschön schnell ab. Sarah hatte vollkommen unrecht was ihren Bruder anging. Er hatte absolut keine bösen Absichten, oder war dies schon sein Charme der mich mit seinen giftigen Krallen gefangen hatte? Ich beobachtete Rafe, wie er an die Decke starrte und mir immer wieder verstohlene Blicke zuwarf. Ich glaubte gezählt zu haben, dass er sich schon zum fünften Mal durch seine Haare gefahren hatte. Mir war klar, dass er mich etwas fragen wollte. Traute er sich etwa nicht? Als er sich erneut zu mir umdrehte, reichte es mir langsam.
„Rafe, was willst du mich Fragen?", murmelte ich und stützte mich mit meinem Arm ab.
„Oh. Ist das so offensichtlich?", fragte Rafe und zog eine Miene. Ich nickte.
„Ich verstehe nur nicht, was du versuchst hast dir da anzutun? Wolltest du dir was antun?", fragte er ohne weitere Umschweife und ich riss überrascht meine Brauen hoch. Das hatte ich nun nicht erwartet. Was sollte ich denn bitte darauf antworten? Ich senkte meinen Blick und schwieg. Ich konnte einfach keine klare Antwort in meinem Kopf zusammenfassen.
„Fuck. Mylah, ich bin einfach nur froh, dass ich dich noch gefunden habe bevor schlimmeres passiert wäre.", meinte Rafe aufmunternd und durchbohrte schon wieder meine Augen.
„Ich auch.", flüsterte ich und versuchte seinem Blick standzuhalten. Es war zum verrückt werden, ich konnte es nicht.
„Rafe, hör auf!", befahl ich ihm und versuchte den Blickkontakt mit meiner Hand zu durchbrechen. Er drückte meine Hand nach unten und hielt sie mit seiner Hand fest.
„Was denn? Habe ich die wahnsinnigen Augen oder was?", fragte er lachend und kam mir mit großen Augen immer näher. Meine Hand immer noch unter seiner. Ich entschloss mich dazu, einfach meine Augen zu schließen, denn so konnte ich seinen Augen entfliehen.
„Unfair.", flüsterte er. Ich spürte, dass Rafe mir nun unglaublich Nahe war – schon allein aus diesem Grund konnte ich auf gar keinen Fall meine Augen aufmachen. Ich zuckte zusammen, als ich die Berührung von Rafe wahrnahm – er hatte eine Strähne hinter mein Ohr gelegt, damit mein Gesicht frei von meinen Haaren war.
„Erschreck dich nicht, ich bin es doch nur.", flüsterte er leise und seine Hand umfasste sanft meinen Kopf – ich konnte den kalten Ring auf meinen Wangenknochen fühlen. In mir breitete sich eine Gänsehaut aus, die ich zuvor noch nie gefühlt hatte. War es die Angst, Nervosität oder Lust die durch meinen Körper strömte? Ich wusste es nicht, wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und blickte in ein sanft lächelndes Gesicht von Rafe.
„Ich würde sagen, ich habe den Starrwettbewerb gewonnen.", meinte er.
„Glückwunsch.", brachte ich nur mit schwacher Stimme hervor. Rafe kniff seine Augenbrauen zusammen und schien nachzudenken. Er war nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und ich konnte quasi die Hitze im Gesicht spüren, die von ihm ausging. Seine Augen sprangen abwechselnd von meinen Lippen zu meinen Augen und sein Gehirn schien wie verrückt verschiedene Dinge zu verarbeiten. Ich bewegte mich nicht, ich wusste nicht was sein nächster Schritt sein würde und ich fühlte mich einfach Machtlos in dieser Situation und Position. Rafes Blick wurde immer gequälter, seine Hand auf meinem Kopf wurde für einen Moment fester und ich dachte schon er würde mich nun herziehen, um mich zu küssen. Doch es passierte nichts. Schlagartig ließ er mit einem lauten Seufzer meinen Kopf los und brachte einen Meter Abstand zwischen uns. Hatte ich etwas falsch gemacht? Was war passiert? Unsicher betrachtete ich ihn, wie er kurz paar Mal tief einatmete und sich mit seiner Hand durch sein Gesicht fuhr.
„Es geht nicht.", flüsterte er eher zu sich als zu mir.
„Oh.", kam es ungewollt aus mir heraus und Rafe schnellte mit seinem Kopf zu mir rüber.
„Ich kann es dir gerade nicht erklären, aber ich will dich nicht verletzen. Und vor allem will ich deine Situation gerade nicht ausnutzen.", erklärte Rafe mir aufgebracht und stand auf. Ich kniff die Augenbrauen zusammen und betrachtete ihn. Was war plötzlich los mit ihn? Die Ruhe die er vorhin in sich trug, war wie weggeweht.
„Ich-ich denke ich gehe jetzt hoch in mein Zimmer, bevor ich irgendwas Dummes anstelle.", meinte Rafe und wollte sich gerade umdrehen.
„Was? Nein! Bleib bitte hier und lass mich hier nicht allein.", flehte ich ihn an. Überrascht schaute er mich an. Ich wollte wirklich nicht allein sein. Nicht in diesem großen Haus in Dunkelheit und während ein tobender Sturm sein Unwesen trieb.
„Wenn du das wirklich willst?", fragte er unsicher. Ich nickte und hob die Decke an, damit er sich neben mich auf die Lange Seite der Couch legen konnte. Rafe lag wie ein Brett neben mir und hatte seine Arme auf seiner Brust zusammengefaltet. Auffordernd blickte ich ihn an.
„Oh? Du willst – wirklich – sicher?", seine Sätze waren abgehackt.
„Komm her.", grinste er und Rafe hob seinen Arm, damit ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen konnte. Vorsichtig legte er seinen Arm auf meinem Rücken ab und ich konnte seinen schneller werdenden Herzschlag an meinem Ohr hören.
"Ich hätte dir noch gerne einen Tee gemacht, aber leider hat der Stromausfall es verhindert.", flüsterte Rafe.
"Du kannst ruhig sagen, dass du es vergessen hast.", murmelte ich in sein T-Shirt hinein.
"Schuldig.", sagte er mit tiefen Atem und fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare.
"Damit kannst du es ja wieder gutmachen.", gab ich von mir und ich spürte noch bis ich in das Land der Träume tauchte, dass Rafe seine Finger durch meine Haare streifen ließ.
Um 7 Uhr morgens, nahm ich meine Sachen in die Hand und verließ das Anwesen der Camerons. Ich wollte Rafe nicht wecken, damit er mich nach Hause fahren konnte, denn die paar Minuten konnte ich auch laufen. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, was denn alles letzte Nacht passiert war. Es war seltsam. Als ich morgens aufgewacht bin, lag ich mit meinem Kopf immer noch auf Rafes Brust – und ich konnte es nicht leugnen, aber ich habe verdammt gut geschlafen. Auf dem nach Hause Weg war ich über Agathas Kraft verwundert, sie hatte einen erheblichen Schaden angerichtet. Überall lagen Trümmerteile auf der Straße herum und einige Bäume waren auch aus ihren Wurzeln gezogen worden. Es war einfach nur schrecklich.
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DEADLY ISSUES [ Rafe Cameron + OC ]
RomanceAls Mylah Thornton nach fast zwei Jahren wieder zurück auf die Outer Banks kommt, ist nichts mehr so wie es einmal war - laut ihren Eltern war sie auf einem Internat, eine frei erfundene Lüge. Mylah ist zwischen den beiden Welten der Pogues und Kook...
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