Wieder im Konoha Krankenhaus

313 21 0
                                    

Wieder im Konoha Krankenhaus

Ich wachte unter dicken Decken auf. Es war viel zu warm unter alldem. Meinen Beinen ging es ziemlich gut. Der Muskelkater war zwar immer noch da, aber schon sehr viel angenehmer und die klamme Kälte war weg. Meine Körpertemperatur war inzwischen wieder normal und das Fieber nicht mehr zu spüren. Ich fühlte mich viel stärker und öffnete die Augen. Wie vermutet befand ich mich im Krankenhaus. Eine Weile lang starrte ich an die Decke, während ich meine Erinnerung an die letzten Ereignisse sortierte. Ich dachte an die gescheiterte Mission, als die Tür zu meinem Zimmer leise aufging. Es war Sakura. Überrascht bemerkte sie, dass ich wach war und trat mit einem Lächeln an mein Bett, doch ich wusste nur zu gut, dass sie sich eigentlich nicht dazu fühlte, zu lächeln. 
Das Lächeln verbarg ihre wahre Stimmung. Sie war bedrückend, die Stille, die insgeheim von ihr ausging. „Du bist wach“, stellte sie mit heiterer Stimme fest. „Wie geht es dir, Tenshi?“, fragte sie dann, während sie die Schränke an der gegenüberliegenden Seite durchwühlte. „Prima“, murmelte ich, obwohl ich mich nur äußerlich so fühlte. Innerlich war ich immer noch deprimiert und wütend auf mich selbst. Ich fühlte mich genau wie Sakura. Wir teilten dieselben Sorgen und dieselbe Trauer und fast dieselben Gedanken. Wir gaben uns selbst die Schuld am Geschehenen und wir fühlten uns schwach. Wir beide waren zu schwach gewesen, um ihn aufhalten zu können. Sie sah sehr nachdenklich und traurig aus, als wäre jemand gestorben, der ihr sehr nahe gestanden hatte. Sakura schien in Wirklichkeit ganz weit weg zu sein… Wahrscheinlich bei Sasuke… 
Ich hatte sie früher nie gemocht. Immer war sie Sasuke hinterhergerannt und hatte ihn vergöttert, was einem echt auf die Nerven gegangen war. Zudem war sie nutzlos und hatte Naruto angefleht, ihn zu suchen, anstatt dies selbst zu übernehmen. Es schien immer so als wollte sie unbedingt bemitleidet werden und sie hatte immer bei jeder kleinsten Sache sofort rumgeheult. Ich wollte aufstehen, doch sie drückte mich sofort wieder runter. „Du musst noch einen Tag hier bleiben!“, mahnte sie mich. Wieso? Ich brauchte, wie ich fand, keine Ruhe mehr, ich war gesund und musste trainieren, um nicht so zu enden wie Ino und Sakura und mich schwach fühlen. Zudem wollte ich unbedingt nach den anderen sehen und sie besuchen. Vor allem Naruto. Oder vielleicht auch besser nicht… 
Nach dem Misserfolg konnte ich ihm einfach nicht mehr ins Gesicht sehen… Dieses Erlebnis, in diese Welt zu kommen, war immer schon ein schöner Traum gewesen. Leider musste ich jetzt feststellen, dass es doch ein recht anstrengendes Leben war. In meiner Welt war es sehr viel sicherer und man konnte definitiv gemütlicheren Alltag genießen. Ich war nicht so richtig für diese Welt geschaffen, stellte ich fest, nachdem ich zusammenzählte, zum wie vieltem Male ich jetzt schon hier im Krankenhaus war. „Es tut mir Leid, dass wir gescheitert sind“, sagte ich aufrichtig und meine Worte waren ernst gemeint. 

Ja, sie war nervig und nutzlos und heulte oft, aber sie war ansonsten ziemlich nett und sie tat mir im Moment Leid. Doch Sakura schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Nein, es ist nicht eure Schuld. Nächstes Mal werde ich selbst mitgehen und ihn persönlich zurückbringen!“ Ein Stich in mein Herz. Ich wusste, dass auch sie scheitern würde, aber ich konnte ja niemanden über mein Wissen informieren. Sie reichte mir zwei kleine Tabletten und ein Glas Wasser. „Hier, die musst du jetzt nur noch einmal nehmen, wir haben sie dir schon verabreicht, als du noch geschlafen hast.“
Ich schluckte sie runter und nahm im Anschluss einen großen Schluck Wasser. Danach stellte ich ihn auf den kleinen Tisch neben mir. Schweigen trat zwischen uns ein und sie sah betreten zu Boden. Mein Blick schweifte zum Fenster ab. Es war wohl morgens. Die Sonne war bereits über dem Horizont und über den Himmel zogen weiße Wolken. „Also wirst du jetzt zum Heilninja ausgebildet?“, fragte ich dann in die unangenehme Stille hinein. Überrascht sah sie auf. „Woher weißt du das denn?“ Ich überlegte mir hastig etwas und log dann schnell: „Ähm… warum solltest du sonst wissen, welche Medikamente ich nehmen soll?“ Ihr schien ein Licht aufgegangen zu sein. „Oh, äh, ja… nein, eigentlich wurde ich nur von Shizune darum gebeten. Ich helfe öfters mal hier aus, wenn viel los ist…“
„Wirklich?“, fragte ich mit einem überraschten Unterton. ‚Das wurde im Manga und im Anime ja gar nicht gezeigt! Ich sollte mehr über die Sachen herausfinden, die nicht gezeigt wurden‘, dachte ich hinterhältig. „Aber ja, ich werde mich jetzt zum Heilninja ausbilden lassen, von Tsunade persönlich. Dann kann ich vielleicht auch endlich mal eine Hilfe sein und zu Naruto aufholen.“ Sie lächelte mich an. „Von Tsunade? Wow!“, kommentierte ich dies gespielt ungläubig und voller Staunen. Als ob ich das nicht gewusst hätte… „Nur so kann ich stark genug werden um Naruto und den anderen eine Hilfe zu sein“, fügte sie sicher hinzu und ich nickte verständnisvoll. Aufmunternd lächelte ich ihr zu. „Ich gehe dann mal…“, murmelte sie und verließ mein Zimmer. Ich war wieder allein. Meine Gedanken schweiften wieder einmal zu Tobi. Tobi und dem, was er mir alles erzählt hatte.
Ich traute ihm nicht. Keinem seiner Worte schenkte ich Glauben. Dennoch herrschten Zweifel. Ich musste sie loswerden und die Wahrheit ans Licht bringen. Mir Gewissheit verschaffen. Noch einmal würde ich ins Hauptquartier Akatsukis treten. Er würde mir nichts tun… Irgendetwas sagte mir, dass er mich brauchte. Dennoch musste ich erst stärker werden. Viel stärker und dann würde ich nicht mehr scheitern. Nie wieder. Ich quälte mich aus meinem überwarmen Bett und legte den großen Stapel Decken wieder aufs Bett. Ich schwitzte ganz schön, so heiß war mir. Ein bisschen übertrieben hatten die schon. Aber besser warm als kalt, versuchte ich mich zu trösten. Ich trug die normale Krankenkleidung, die alle Patienten hier trugen. Meine alten Sachen lagen gefaltet auf einem Stuhl, der in einer Ecke stand. Ich nahm sie mir, öffnete das Fenster und sah hinab.

Es war viel zu tief und klettern konnte ich auch nicht gut. Zudem hatte ich ja Höhenangst… 3 Stockwerke, nach meiner Vermutung. Enttäuscht seufzte ich und schloss es wieder. Stattdessen nahm ich die Tür und hastete zwischen den Gängen umher, darauf bedacht, nicht geschnappt zu werden. Zwei Stockwerke tiefer überlegte ich gerade, wie ich gleich, wenn ich noch ein Stockwerk tiefer gehen würde, an den Heilninjas und der Rezeption vorbei ins Freie gelangen könnte, ohne geschnappt zu werden, als ich durch eine Tür in meiner Nähe vertraute Stimmen warnahm. „Jaaaa, ich werde von dir trainiert werden!“, rief Naruto überglücklich und mir stockte der Atem. 
Ich trat in die Tür und sah Naruto, der mit verbundenem Kopf im Krankenbett saß. 
Jiraya lehnte am Fenster und lächelte. Ich schluckte. „Hey, Tenshi!“, begrüßte mich Naruto fröhlich grinsend, als die Beiden mich bemerkten. Ich konnte Naruto nicht uns Gesicht sehen. Es war letztendlich meine Schuld gewesen, dass Sasuke jetzt nicht hier war. Ich hätte es verhindern können. Ich erwiderte das strahlende Lächeln nicht, dass er mit schenkte und sah stattdessen bedrückt zu Boden. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut. „Es tut mir Leid, Naruto… Es tut mir so Leid, ich war zu schwach… zu naiv…“ Jiraya sah mich mitfühlend an. „Du solltest dich lieber wieder hinlegen und ausruhen, dir geht es noch nicht so gut, wie du vielleicht denkst“, gab Jiraya zu bedenken. „Ich konnte Sasuke nicht aufhalten… Wenn ich bloß mehr trainiert hätte, dann wäre er jetzt...“ „Das, was passiert ist, ist jetzt nicht mehr von Bedeutung“, unterbrach er mich und ich sah auf. Er lächelte nicht mehr. Schmerz und Trauer spiegelten sich in seinem von der Sonne beschienenem Gesicht wieder, doch er sah mir fest in die Augen.
„Ero-sennin wird mit mir auf eine lange Trainingsreise gehen und dann werde ich stark genug sein, um ihn zurückzubringen.“ „Nenn mich nicht Ero-sennin!“, beschwerte sich Jiraya beleidigt, ehe Naruto grinsend etwas darauf erwiderte und so eine kleine Diskussion zwischen den Beiden entstand. Ich sah dem Blonden gründlich in die Augen und es schmerzte mich, mein Wissen nicht teilen zu können. Dieses Wissen wurde langsam zu einer großen Last, die auf mir lag. Es war ein Fluch, dass ich nichts darüber sagen konnte. Vielleicht war es aber auch besser so. Trotzdem wünschte ich, sie würde von mir genommen werden. Doch das wäre höchstwahrscheinlich ziemlich gefährlich. ‚Oh, Naruto, wenn du nur wüsstest, was ich weiß…‘, dachte ich, während ich den beiden zusah, wie sie diskutierten. 
Ich wusste, dass auch er versagen würde, aber ich wünschte, ich wüsste es nicht. Dann könnte ich jetzt den Beiden unbeschwert zusehen und lächeln, weil man in Narutos Gegenwart einfach nicht traurig sein konnte. Doch im Moment kam es mir so vor, als würde ich sie anlügen, also nickte ich nur stumm und trat ans Fenster. Meine Haare verdeckten meine Augen, sodass die Beiden sie nicht sehen konnten. „Könntest du mir vielleicht helfen, da runter zu kommen?“, wandte ich mich nach einer Weile an Jiraya. „Ich habe kein Chakra und will nicht erwischt werden“, fügte ich als Erklärung dazu. Er sah mich komisch an. Nein, eher verwirrt.
Ich wippte ungeduldig mit der rechten Fußspitze hin und her. Er verlängerte sein weißes Haar und ich konnte es so als Seil benutzen. Ich rief ein ‚Danke‘ nach oben, sah ein letztes Mal in Narutos Gesicht, dass er mir zugewandt hatte, ließ mich dann von Jirayas Haar nach unten tragen, ohne nach unten zu sehen, war dann auf dem Boden angekommen und lief zu mir nach Hause.

Die Schicksalsbestimmerin (Naruto FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt