Brief 4

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Hoffnung ist das Einzige, dass nie enden sollte.

Aliyah,Hoffnung ist bittersüß und je größer sie ist, desto mehr wiegt die Enttäuschung

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Aliyah,
Hoffnung ist bittersüß und je größer sie ist, desto mehr wiegt die Enttäuschung.

Die Bäckersfrau hat bis zur letzten Minute gehofft und gekämpft, für mich, für die Gerechtigkeit.

Doch als wir auf die Straße traten, die graue, unebene Straße, zerplatzte die Hoffnung wie eine Seifenblase. Zu zart für die Welt.

Die ersten Leute drehten sich um, lachten, nicht mal hinter vorgehaltener Hand. Ich verstand die Worte, die einige flüsterten und andere riefen, damals noch nicht. Aber ich spürte, das ich unerwünscht war.

»Omi, können wir gehen?«

Die Bäckersfrau hat nur den Kopf geschüttelt und die Zähne zusammengebissen.

»Wir stehen das durch, mein Schmetterling.«

Mein Schmetterling, so hat sie mich immer genannt. Doch in diesem Moment fühlte ich mich nicht so leicht und unbeschwert wie sonst. Die Last auf meinem Herzen drohte mich zu erdrücken. Verzweifelt lächelte ich die Leute an, es war ein gezwungenes Lächeln. Und sie lachten. Sahen sie denn nicht, wie ich mich bemühte? Sahen sie nicht, wie mein Herz immer schwerer wurde und die dazukommende Last es in den Abgrund stürzen würde?

Einer sah es. Ein Junge, in meinem Alter. Er stand hinter einem kleinen Stand mit Orangen, die einen exotischen Duft versprühten.
Wie von Zauberhand gelenkt steuerten meine Beine den Weg zu ihm an. Er lächelte mich schüchtern an.

»Wie viele Orangen möchten Sie?«

Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, in der Frage befand sich kein versteckter Hass, keine Wertung.

»Ich- äh - fünf, bitte.«

»Hier, ich geb sie dir so.«

»Danke.«

»Tschüss.«

Als seine schwitzige Hand meine berührte, war es, als hätte jemand ein Feuer in meinem Inneren angezündet.
Sein Lächeln brandmarkte sich in mein Gedächtnis.

Wann immer es nun ging, schlich ich mich aus der Backstube und beobachtete ihn aus dem Schatten heraus. So schnappte ich ganz zufällig auf, dass du nächstes Jahr die Schule besuchen würdest.

Ich bettelte die Bäckersfrau an, darf ich nicht, bitte, bitte in die Schule?

Sie war von Anfang an nicht überzeugt, aber sie konnte mir keinen Wunsch ausschlagen, den ich so mit Herz erreichen wollte.

Und so lief ich eines Tages, in einem weißen Sommerkleidchen steckend und mit einer kleinen Tasche bewaffnet, zur Schule.

Wundervolle Zeiten begannen, in denen der Orangenjunge und ich beste Freunde wurden. Wir spritzten uns gegenseitig unten am Fluss nass, spielten auf dem Schulhof Fangen und konnten stundenlang zusammen lachen.

Ich vertraute ihm, aber Zeiten können sich ändern, Aliyah.

Es war unser sechster Sommer, den wir zusammen verbrachten, da bemerkte ich es das erste Mal. Seinen abschätzenden Blick, den er über mich gleiten ließ. Ich bemerkte ihn aus dem Augenwinkel, aber als ich mich umdrehte, hat er mich angegrinst, und ich habe es als Einbildung abgetan.

Doch auf einmal hat er sich von mir abgewendet, und ich wusste nicht, wieso.
Auf einmal stand er bei den großen Jungs, die auf dem Schulhof Zigaretten rauchen und den Qualm verbreiten, sodass dieser einem unangenehm in die Nase dringt und man husten muss. Und die Jungs lachen darüber.

Ihr Lachen drang immer verzerrt in meine Ohren, zeitgleich hörte ich das hämische Kichern der Erwachsenen, schrill und laut. Ich hatte Angst vor ihnen, und ich fragte mich, was mein bester Freund bei ihnen machte.

Was ist nur aus ihm geworden?

Die Tränen schlichen sich heimlich aus meinen Augen, abends, als ich alleine in meinem pastellfarbenen Bett lag.

Und dann kam der Tag, der alles erschüttern und erbeben ließ. Er lauerte mir nach der Schule auf, rannte zu mir und schenkte mir einen Kuss, der nach Orangen schmeckte und emotionslos war. Ich blieb geschockt stehen, wusste nicht was ich machen sollte. Also tat ich nichts. Ein Fehler.

Aus dem Schatten traten die Jungs und lachten. Sie klopften ihm auf die Schulter, dass er es geschafft habe und nun einer von ihnen sei.
Eine Mutprobe? Es war eine Mutprobe?

Salzige Tränen der Enttäuschung liefen meine Wangen hinab, und bald sollten sie sich in warmes und gleichzeitig doch so kaltes Blut verwandeln.

In Liebe, Mascha

In Liebe, Mascha

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『657 Wörter』

Cleo_and_Sana

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