n e u n u n d z w a n z i g

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| Josefine |

Stimmengewirr empfing mich, sobald ich hinter Kai und Lea aus dem schwarzen Auto stieg.

In der Vergangenheit hatte ich mich noch nie sonderlich für Fußball interessiert und wenn, dann war das vor über 10 Jahren gewesen, als Kai und ich noch befreundet gewesen waren. Als Kai dann nach Leverkusen gewechselt war, hatte ich den Sport nicht mehr weiter verfolgt, zu viele traurige Erinnerungen waren bei jedem Spiel, dass ich geguckt hatte, wieder in mir hochgekommen.

Dementsprechend war ich das letzte Mal hier am Kurtekotten gewesen, als Kai sein Testspiel gemacht hatte, um nach Leverkusen wechseln zu dürfen. Ein Spiel wirklich in der BayArena, hatte ich noch nie gesehen.

Eingeschüchtert von der vorfreudigen Atmosphäre, dem Stadion und den Fangesängen, die man schon bis in die Tiefgarage hören konnte, obwohl es noch einige Stunden bis zum Spiel waren, griff ich nach Kais Hand.

„Ich muss aber gleich zum Rest der Mannschaft.", lachte Kai, als er in mein verunsichertes Gesicht blickte und drückte meine Hand. „Dann musst du das schon alleine mit Lea schaffen."

„Kai, ich bin keine drei mehr.", murmelte ich augenrollend, aber er hatte ja Recht, dass mich die ganze Situation auch etwas beängstigte und so schlich sich doch langsam ein Lächeln auf meine Lippen.

„Zur Not klammere ich mich wie ein kleines Äffchen an Lea. Die bringt mich schon heile wieder hier raus." Ich warf Lea ein Schmunzeln zu, die die Aussage mit einem Lachen und einem Nicken quittierte.

„Natürlich! Meine kleine Prinzessin würde ich hier niemals alleine lassen, auch, weil ich nicht von Kai hinterher zur Sau gemacht werden möchte, falls dir wirklich etwas passiert.", lachte Lea und ich stimmte mit ein.

„Du schaffst das schon, Esel.", flüsterte Kai mir grinsend ins Ohr und auch, wenn ich mich manchmal tierisch über diesen Spitznamen aufregte, ließ er mein Lächeln heute nur noch breiter werden.

Nachdem ich vor wenigen Stunden noch im Badezimmer zusammen gebrochen war, hatte ich tatsächlich Zweifel gehabt, ob der Nachmittag heute noch schön werden würde, aber jetzt, wo wir hier durch die Gänge des Stadions liefen wusste ich, dass es mit Sicherheit ein schöner Nachmittag werden würde.

Die Wände der langen Flure waren in rot, weiß und schwarz gestrichen und übersät mit Bildern von ehemaligen Spielern, Urkunden und gewonnen Medaillen. Faszinierend blickte ich auf das riesige Bild von Kai, welches links von mir mit Farbe an die Wand gemalt worden war, direkt neben einem anderen Fußballer, den ich allerdings nicht kannte. Generell hatte ich überhaupt keinen Plan von all dem hier.

Noch während ich das Gemälde betrachtete und Kai mich langsam ungeduldig werdend weiter zog, machte sich plötzlich unglaubliche Vorfreude in mir breit.

Heute würde ich Kai zum ersten Mal live spielen sehen.

Ich würde seinen Namen und seine Nummer rufen, und ihn und die Mannschaft anfeuern, bis ich keine Stimme mehr hatte. Ein warmes Ziehen machte sich in meinem Magen breit, während ich Kai voller Stolz anschaute.

Er hatte für seinen Traum gekämpft und egal, wie das Spiel für Kai heute ausging, er hatte schon gewonnen.

Er hatte den Kampf um seinen Traum gewonnen.

Und diesen Sieg konnte ihm keiner mehr nehmen.

~

Ein Aufschrei ging durch die Menge und alle Fans im Stadion sprangen auf, als Kai nur wenige Minuten vor Schluss der ersten Halbzeit den Ball haarscharf am Tor vorbeischoss.

melody of memories | kai havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt