Kapitel 27

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Ich sah den volltattoowierten den restlichen Nachmittag nicht. Den Fernseher hatte ich ausgeschaltet. Viel tat ich nicht. Ich saß eigentlich den ganzen Tag auf der Couch. Erst gut eine Stunde, nachdem Kyle gegangen war, hörte mein Zittern auf. Ich hatte auch etwas geweint, doch nicht wirklich lange, es war nur, vor Erleichterung und auch vor Angst. Gegen Abend kam Kyle wieder runter. ich wollte gar nicht wissen, was er oben gemacht hatte. Ich beobachtete, wie er in die Küche ging und sich höchstwahrscheinlich Essen machte. Ich fragte nicht, ob ich auch was haben dürfte. Er hatte ja gesagt, dass ich nichts bekam. Auch wenn manche sich entschuldigen würde, ich hatte es nicht vor, denn es tat mir kein bisschen Leid.

Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis Kyle ins Wohnzimmer kam. Er sah mich an und ich sah ihn an. Doch lange hielt ich diesen Blick nicht as. Die Stille war bedrückend, einfach nur nervig und ich fragte mich, ob es vielleicht doch besser war sich zu entschuldigen. Diesen Gednken schüttelte ich aber schnell ab. Ich würde mich nicht entschuldigen, der einzige der sich hier für irgendwas entschudligen sollte, war er.

"Willst du dich nicht entschuldigen?" Hat er sie nicht mehr alle?

"Ich wurde gezwungen einen Mörder zu helfen, mir wurde ans Bein geschossen, wärend ich als Geisel gehalten wurde, mein Körper wurde enthaart, ich werde gegen meinen Willen angefasst, geschlagen, mit einen Gürtel ausgepeitscht und vergewaltigt. Zudem muss ich die ganze Zeit entblößt sein und du willst, dass ich mich entschuldige, weil ich dir in die Eier getreten habe?! Junge, du willst mich umbringen, nimmst mir meine Freiheit und hast Zukunftsaussichten für mich, die einfach unmenschlich sind! Du erwartest ernsthaft von mir, dass ich mich bei dir entschuldige?! Ich weiß ja nicht, was du für eine geistige Behinderung hast, aber du solltest dich behandeln oder einsperren lassen!" Schrie ich ihn an.

Mein Faden war einfach gerisseen. Ich musste diesen Druck rauslassen, diese Wut, welche in mir brodelte. Irgendwas in mir sagte, dass ich es tun musste, ihn einfach mal seine Taten an den Kopf werfen musste, obwohl er es ja schon wusste, obwohl er sich über alles, was ich sagte, im klaren war. Der Mann sah mich an, hatte sich an den Türrahmen gelegt und schien zu warten, bis ich fertig war.

"Geht es dir jetzt besser?" Fragte er, nachdem kurz Ruhe herrschte.

Ich sah ihn verwirrt an, wobei sich meine Stirn runzelte.

"Tatsächlich ja." Gab ich zu.

Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen und der Mann kam zu mir. Ich wehrte mich nicht, als er sine Lippen auf meinen Scheitel legte.

"Gut. Doch du musst wissen, dass ich gute Ohren habe, dass heißt, du musst nicht schreien." Wieso war er amüsiert?

Ich verstand diesen Mann nicht, er hatte doch echt einen an der Meise.

"Horrorfilm?" Fragte er, als er sich neben mich setzte.

"Vergiss es." Schüttelte ich das Angebot sofort ab.

"Ich schau mir keine Liebesschnulze an."

Ich sah den Mann verwirrt an. Sehe ich echt so aus, als ob ich mir sowas reinziehen würde? Was dachte er denn von mir? Wärend Kyle sich bei Netflix einordnete, überlegte ich echt, was er von mir hielt.

"Sehe ich ernsthaft so aus?" Wollte ich wissen.

"Du bist weiblich." Meinte er daraufhin schulterzuckend.

"Ich hoffe, dass ist ein Scherz."

"Nein."

"Ich schaue keine Liebesfilme. Alle haben doch sowieso die selben Klischees. Entweder sie kommen zusammen, der beste Freund ist zum Schluss der perfekte Freund oder es gibt eine Tragödie. Sowas muss ich mir nicht ansehen, nur um zu wissen, welches dieser Enden zutrifft." Entschied ich.

"Hast du Titanic gesehen?" Wollte er plötzlich wissen.

"Um Himmels willen, nein, hast du eine Ahnung wie lang der ist? Das Ende weiß ich doch schon, da verbringe ich keine drei Stunden oder wie lang der geht, damit den zu schauen. In der Zeit kann ich genausogut neun Folgen von einen Anime sehen." Beschwerte ich mich.

Und irgendwas schien daran wohl lustig, denn der volltattoowierte fing an zu lachen.

"Was ist so lustig?" Wollte ich wissen.

"Du schaust Anime? Ernsthaft? Wie alt bist du? Vier?"

Lachte er mich jetzt wirklich deshalb aus? Er kannte scheinbar noch keinen guten. Ich nahm ihn die Fernbedienung aus der Hand und ging in die Suche. Ich suchte ein paar raus und ließ ihn dann die Entscheidung. Kyle schüttelte noch immer lachend den Kopf und entschied sich für Attack on Titan. Ich hatte erst vor gut zwei Jahren mit Anime angefanen, nachdem mir meine Freunde genau diesen Anime empfolen hatten. Ich liebte ihn. Nur eins war blöd und zwar, dass ich den selben Nachnamen wie Levi hatte. Die Witze von meinen Freunden waren nicht witzig, doch das sind die wenigsten von uns.

Kyle lehnte sich zurück, entschied, sich einfach den Anime anzusehen. Ich drückte auf Start und dann fing es an. Ich hatte oft die erste Staffel gesehen, konnte sogar ein paar Stellen synchron. Ich beobachtete aus den Augenwinkel den Amokläufer etwas, welcher erst nicht so begeistert schien. Doch, ich würde sagen, spätestens in der dritten Folge, war er gefesselt, was ich ganz gut fand. Draußen war es schon lange dunkel. Die Folgen wurden ohne Pause angesehen und auch wenn mein Magen knurrte, so ignorierte ich es.

Wie es dazu kam, wusste ich nicht mehr. Doch irgendwannn trug ich Kyles T-Shirt und war an ihn gekuschelt, wärend der nun oberkörperfreie volltattoowierte verträumt über meinen Rücken strich und die Handlung verfolgte. Eins musste ich zugeben. Ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken. Egal wie oft ich es mir vorgenommen hatte, es brachten mich immer wieder die selben Stellen zum weinen. Es war schon nach Mitternacht, als Kyle den Fernseher ausschaltete. Ich wollte eine Beschwerte aussprechen, doch ich war einfach nur müde, hatte schon in der eben gesehene Folge Probleme meine Augen offen zu halten.

Ich wurde von den Amokläufer hochgehoben und er stieg mit mir die Treppen rauf. Ich war etwas ängstlich und krallte mich wärendessen an ihn. In seinen Schlafzimmer angekommen, legte er mich auf dem Bett ab und zog sich selbst bis auf die Boxershort aus. Ich hätte nicht gedacht, dass nach dem heute Mittag, es wirklich möglich war, dass so eine angenehme Stimmung herschte. Als Kyle sich zu mir legte und auch die Decke unsere Körper für außenstehende verdeckte, kuschelte ich mich freiwillig an ihn ran. Ich verstand mein Handeln nicht, aber es war mir auch in diesen Moment egal. Ich spürte, wie sich seine Arme um mich legten.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt