#4 - pancakes

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song für's chapter: BABY I GOT THAT - BONDAX
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Die Schulleiterin hatte einen Knall. Wirklich! Ihr komplettes Büro war ausgestattet mit Katzen. Plüsch, Porzellan, Holz - egal, was man sich vorstellte, sie hatte es. Fast wie diese Dolores Umbridge aus Harry Potter. Nur noch schlimmer.

Ich konnte aber nicht sagen, dass ich sie nicht mochte. Sie war ziemlich verrückt, kein Zweifel. Aber sie war auch gleichzeitig einer der nettesten Menschen, denen ich je begegnet war. Sie hatte alles abgetan und hatte es als eine Unverschämtheit empfunden, am ersten Schultag Strafen zu erteilen. Vor allem, als ich ihr erzählt hatte, dass ich meine Bahn verpasst hatte, mit dem Longboard fahren musste und dass das nie wieder vorkommen würde.

Sie war zwar ziemlich verwundert, dass ich nicht den Namen meines Lehrers kannte, aber da sie ebenfalls erst seit heute hier arbeitete und niemanden kannte, verstand sie mich. Generell war sie ziemlich verständlich, was sie auch zu einer guten Vertrauenslehrerin gemacht hätte.

Sie hatte erzählt, dass sie die Leitung der Schule von ihrem Vater übernommen hatte. Darum war sie auch noch sehr jung, was sie ebenfalls sofort sympathisch erscheinen ließ.

Das Gespräch war jedenfalls schnell verlaufen, wobei wir 80% der Zeit sowieso über andere Sachen als den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit geredet hatten. Wir verblieben so, dass ich einfach ganz normal weiter pünktlich zur Schule gehen sollte und alles in Ordnung war. Das unterstützte ich natürlich total. Es wäre eine vollkommene Überreaktion, mir wegen einem Mal Unpünktlichkeit eine Strafe zu erteilen.

Nun befand ich mich auf dem Weg nach Hause. Natürlich mit dem Longboard. Wenn ich es schon dabei hatte, konnte ich es schließlich auch nutzen. In meinem typischen schnellen Tempo war ich in wenigen Minuten bei der Wohnung angekommen und öffnete die große Holztür mit meinem Schlüssel.

Mir war die Wohnung zwar immer noch fremd, aber ich fühlte mich hier in dieser kurzen Zeit schon mehr zu Hause als in dem Haus meiner Eltern. Es war eine typische Altbauwohnung. Nicht besonders groß, aber wir hatten drei Zimmer plus Küche plus Bad und das reichte für Aaron und mich aus. Außerdem hatte unsere Wohnung einen Bonus: Da wir im obersten Stockwerk wohnten, gehörte die Dachterrasse uns. Und man hatte eine mega Blick auf die Stadt von dort oben!

"Bin zu Hause!", rief ich in den Flur und trat mit meinem Fuß hinter mir die Wohnungstür ins Schloss.

Aarons Kopf erschien in der Küchentür. Er hatte ein Grinsen im Gesicht und als ich den Geruch nach Pancakes wahrnahm, erwiderte ich dieses augenblicklich.

"Hey, Kleine. Hab uns was zu essen gemacht", begrüßte er mich und ich folgte ihm in die Küche. Mit jedem Schritt wurde der Geruch stärker und mir lief das Wasser im Mund zusammen.

"Du bist der beste!", meinte ich ehrlich zu ihm und drückte ihn kurz einmal an meine Seite.

"Ich weiß", antwortete er lächelnd, während er einen Pfannkuchen in der Pfanne wendete. Ja, mein Bruder konnte dieses Pfannkuchen-in-der-Luft-drehen. Er war generell perfektionierter Meisterkoch.

"Ey, du hättest das Kompliment erwidern müssen!", rief ich gespielt beleidigt und stupste ihm in seine Seite. Er stellte die Pfanne wieder auf die Herdplatte, drehte sich zu mir um und schlug meine Hände zur Seite.

"Hey!", beschwerte ich mich lauthals, was sich aber als Fehler herausstellte, da er anfing mich durch zu kitzeln. Ich kreischte laut auf und wollte wegrennen, aber er hatte mich fest im Griff. Immer wieder flehte ich ihn an, mich loszulassen. Doch er hielt mich weiterhin mit seinen Armen von hinten umschlungen, sodass ich mich keinen Zentimeter bewegen konnte.

"Deine Pancakes brennen an!", schrie ich schließlich und endlich ließ er mich los. Ich grinste ihn an. Dachte ich mir doch, dass das funktionieren würde.

Aaron kümmerte sich weiter liebevoll um seine kleinen Kunstwerke, während ich am Küchentisch saß und ihn mit unnötigen Informationen meines ersten Schultages zutextete. Obwohl ihn das wahrscheinlich überhaupt gar nicht interessierte, hörte er geduldig zu und gab mir sogar ab und zu ein Nicken als Antwort. Doch, er war schon echt ein toller großer Bruder!

Nach einigen Minuten waren auch endlich die letzten Pancakes fertig und wir stürzten uns gleichzeitig auf den kleinen Berg. Ich bestrich meine dick mit Nutella, während Aaron seine Liebe zu Erdnussbutter auslebte - dieser Kerl war echt süchtig danach. Es war richtig lecker, wir teilten uns noch den letzten Pfannkuchen und dann sanken wir pappsatt in unseren Stühlen zurück.

"Hast du Hausaufgaben auf?", fragte Aaron mich, während er das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räumte. Wie konnte jemand so ordentlich sein? War mir ein Rätsel.

"Nö, erster Schultag", meinte ich lächelnd und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

"Game of Thrones-Marathon?", fragte er sofort und grinste von einem Ohr bis zum anderen. Das war unsere absolute Lieblingsserie und wir hatten alle bisher veröffentlichten Episoden zusammen angeschaut.

"Ja, aber bitte nicht schon wieder die Ygritte-Folgen", meinte ich, während ich aufstand und meinem Bruder ins Wohnzimmer folgte. Wir setzten uns auf das Sofa und diskutierten, welche Episoden wir anschauen wollten. Aus irgendeinem Grund hatten wir beide total unterschiedliche Ansichten, was die Charaktere anging. Er liebte Ygritte, die ich irgendwie nicht abkonnte; dafür mochte ich Joffrey, den er über alles hasste. Aber so wurde es nie langweilig, da wir immer was zum Diskutieren hatten.

Schließlich entschieden wir uns dafür, die Serie noch einmal von Neuem zu gucken und ich legte die erste DVD in den Player - Winter Is Coming.

Die Gänsehaut, als das erste Mal das Intro kam, war auch bei der sechsten Folge immer noch da und Aaron und ich sangen immer noch die Musik am Anfang mit. Inzwischen war es Abend geworden, es war dunkel draußen. Und so langsam bemerkte mein Körper das auch, denn meine Augen fielen immer öfter zu und ich bemerkte meine Konzentrationsschwierigkeiten.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, saß ich nicht mehr auf dem Sofa, sondern spürte komischerweise unter mir mein weiches Bett. Verwirrt blickte ich mich in meinem Zimmer um und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, bis mir die Person links von mir auffiel.

Entschieden dazu loszuschreien, öffnete ich meinen Mund, doch dann erkannte ich das Gesicht meines Bruders in der Dunkelheit.

"Erschreck mich doch nicht so, Alter!", meinte ich gepresst unter meinem schnellen Atem und fasste mir mit der Hand an meine Brust.

"Kein Danke dafür, dass ich meine kleine Schwester ins Bett getragen habe?", fragte er und ich konnte sein Grinsen erkennen.

"Danke", meinte ich leise und fügte dann lauter hinzu: "so und jetzt geh! Ich will schlafen und du hinderst mich daran!"

Während er aus dem Zimmer ging, wurde sein Lachen immer leiser und er flüsterte noch ein schnelles "gute Nacht, Kleine!" Dann schloss er die Tür hinter sich und ich war noch im selben Augenblick wieder eingeschlafen.

teach me. | dnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt