Kapitel 5

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"Brrr, ist das kalt!" Ich rubbelte mir über die Arme. Harry, de neben mir im Gras lag, richtete sichauf. "Warte einen Moment, ich bin sofort wieder da." Er rannte ins Haus. Zehn Minuten später kam er wieder raus und schrie quer durch den Garten: "LILLI! KOMM REIN! HIER IST WAS FÜR DICH!" Ich stand auf und lief zu ihm ins Haus. Er hatte sich inzwischen trockene Sachen angezogen und winke mich nun die Treppe hoch. "Was gibt's denn, Harry?" "Aaachtung! Tadaaa!" Er zog die Tür zu einem Bad auf. Ich staunte. In der riesigen Badewanne türmten sich weiße Schaumberge. "Und hier liegt das Handtuch. Brauchst du sonst noch was?" Ich konnte nur den Kopf schütteln. Er hat nur für mich ein Badeparadies hergestellt? "Danke! Ich... ich glaube, ich komme zurecht! Wirklich, vielen, vielen Dank!" Er lächelte und ging hinaus. Ich zog mich aus und ließ mich in die Fluten gleiten. Es war herrlich. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme an meinem Körper. Doch langsam schoben sich Bilder in meine Gedanken, die ich wirklich gerne vergessen würde. Sarah und Ben. Immer wieder. Sarah und Ben im Kino, Sarah und Ben im Freibad, Sarah und Ben beim Campen, Sarah und Ben... Halt! Ich schob die Bilder mühsam beiseite, nur um neue zu bekommen. Diesmal sah ich meine Mutter weinend am Küchentisch. Ich riss die Augen auf. Meine Mutter! Ich musste ihr sagen,dass es mir gut ging! Nach einem Blick auf die Uhr an der Wand erkannte ich, dass ich nun schon fast eine halbe Stunde in der Badewanne lag. Auch der Schaum war schon fast gänzlich verschwunden. Ich stieg aus der Wanne und wickelte mich in das große cremefarbene Frottee-Handtuch. Während ich mich in meinem Zimmer umzog, blickte ich aus dem Fenster und sah die Jungs (jetzt alle ganz trocken) draußen Fußball spielen. Ich lächelte. Dann schnappte ich mir mein Handy und rief meine Mutter an.

"Hallo?"

"Hey, Mami! Ich wollte dir Bescheid sagen, dass bei mir alles in Ordnung ist."

"Das ist gut! Weißt du denn schon, wann du wieder kommst? Sarah fragt immer, wo du bist. Und Ben hat sich gar nicht blicken lassen. Ist er bei dir? Bitte sag, dass er bei dir ist!"

"Ich muss dich enttäuschen, Mams, er ist nicht bei mir und er weiß auch nicht, wo ich bin. Ich wollte einfach mal eine Zeit für mich sein."

"Na gut, wenn du meinst... Ich vermisse dich. Hier ist es so leer ohne dich!"

"Das ist lieb! Aber sieh es positiv: Du hast jetzt auch einfach mal Zeit für dich und kannst tun und lassen, worauf du gerade Lust hast. Das ist doch auch mal schön, oder?"

"Ja, aber es wäre noch schöner, wenn ich nicht aufgewacht wäre und nur noch einen Zettel auf dem Küchentisch gefunden hätte!"

"Och, Mami! ... Tut mir leid, ich muss auflegen. Aber ich ruf dich ja morgen wieder an, okay?"

"Mach das! Und... Wo auch immer du gerade bist, hab viel Spaß, ja?"

"Werd ich haben! Ach, Mama! Ist es auch in Ordnung, wenn ich dir mal auch nur eine Nachricht schicke und nicht anrufe?"

"Hm. Na schön! Pass auf dich auf!"

"Mach ich, Mams! Du bist die beste! Tschau!"

"Tschüss, Schatz!"

Mit einem guten Gefühl ging ich hinunter und schlich mich nach draußen. Niall und Louis waren gerade damit beschäftigt zu raufen, während Liam und Harry die beiden anfeuerten und Zayn einfach nur im Gras saß und auf in die Gegend guckte. Ich setzte mich neben ihn. "Was guckst du dir an, Zayn? Es sieht nicht so aus, als seist du sehr interressiert an der Rauferei!" Er zuckte zusammen, aber grinste mich dann schief an. "Ach, ich male nur gerne ab und zu und hab grade überlegt, ob ich mal die beiden Eichen malen sollte. Die, bei denen in der Mitte die Hängematte aufgehängt ist, siehst du sie?" Ich nickte. Die Bäume standen am anderen Ende des Gartens und als ich sie mir näher ansah, fand auch ich, dass sie bestimmt toll zu malen sein würden. "Willst du mir ein Bild zeigen, das du gemalt hast? Ich wette, es sieht toll aus!" Zayn senkte den Kopf. "Na ja, eigentlich zeige ich anderen Leuten nicht so gerne meine Bilder. Ich hab immer Angst, dass es ihnen nicht gefällt." "Oh, ist schon okay. Du musst sie mir nicht zeigen, wenn du das nicht willst! Ich kenne das. Also nicht so, mit Bildern - ich kann überhaupt nicht malen - aber..." Ich brach ab. Konnte ich ihm einfach so von meinem Geheimnis erzählen? Sofort meldeten sich wieder einmal Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern zu Wort.

Was ist schon fair? (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt