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Neinneinneinneinnein, das durfte doch nicht wahr sein. Ihr fehlte doch gar nicht mehr viel zu ihrer Story. Diese Geschichte würde mindestens so einschlagen wie die von dem toten Politiker namens Barschel in der Badewanne eines Genfer Hotels, wenn sie der Fernseh-Doku glauben durfte, die sie darüber gesehen hatte. Sie war auf dem besten Weg, sich mit 24 Jahren als Journalistin endlich einen Namen zu machen.

Und gerade jetzt wollten diese Typen von der Polizei sie ausbooten, obwohl sie sie doch gerufen hatte? Zugegeben, anonym, aber trotzdem. Cori Stein trat frustriert mit ihrer Schuhspitze im Stakkato gegen eine mit Bauernmalerei verzierte Truhe, die im Flur unweit des Raums mit dem Toten stand.

„Hören Sie“, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme, „wenn Sie da drinnen fertig ermittelt haben, werde ich ja wohl einen Blick in das Zimmer werfen dürfen.“ Und mit dem iPhone ein paar Fotos machen. Letzteres dachte sie nur. „Als Journalistin habe ich ein berechtigtes Interesse, den Tatort zu sehen.“

Sie merkte selbst, wie wenig überzeugend das klang. Doch wie sollte sie über die mit dem Mord zusammenhängenden Details schreiben, ohne eine gute Erklärung dafür zu haben, woher sie das alles wusste? Außerdem fehlten ihr immer noch ein paar Puzzleteilchen zu der Geschichte, die die Polizei ihr hoffenlich liefern konnte.

„Das wäre gegen jegliche Vorschriften und höchst irregulär“, sagte Kommissar Fuchs bedächtig. Sie hatte ihn abgefangen, als er aus dem Lift stieg.

„Aber nicht unmöglich?“, fragte Cori hoffnungsvoll.

„Natürlich ist das unmöglich. Das habe ich doch gerade gesagt.“ Der Kriminalbeamte aus Gstaad sprach noch langsamer, als wäre Cori schwer von Begriff.

Da kam ein Mitarbeiter, flüsterte ihm etwas ins Ohr und die beiden verschwanden die Treppe hinunter, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Ein Uniformierter bewachte weiterhin die Tür. Es war, um aus der Haut zu fahren.

Cherchez la femme - Ein Cori-Stein-KurzkrimiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt